Weihnachtsferien Niedersachsen: Eltern und Schüler in Hannover reagieren verhalten

Eltern betrachten die vorgezogenen Weihnachtsferien in Niedersachsen mit gemischten Gefühlen. Für die Vorsitzende des Landeselternrates, Cindy-Patricia Heine, ist dieser Schritt „eine sinnfreie Entscheidung“. Er stehe auch konträr zu der grundsätzlichen Aussage von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD), dass Präsenzunterricht das Wichtigste sei und Schüler den versäumten Lernstoff nicht aufholen könnten. Ungeklärt sei, ob Eltern dann automatisch mit in die Vorquarantäne gingen, denn sonst machten die verlängerten Ferien überhaupt keinen Sinn. Sinnfreie Entscheidung oder doch gut? Heine fragt zudem: „Wer betreut die Kinder an diesen zusätzlichen Ferientagen?“ Urlaub dürften nur noch wenige Eltern haben. Die Elternvertreterin fordert stattdessen: „Gebt den Schulen 30 Milliarden Euro von Bund und Land und wir werden sehen, wie schnell das in Schule umgesetzt wird, was vor Ort gebraucht wird, um unter hygienischen und auch digitalen Bedingungen Schule wieder tragbar und zumutbar zu machen.“ So kritisch sehen vorgezogene Weihnachtsferien nicht alle. Waliuollah Ali, Vorsitzender des Verbandes der Elternräte an Gymnasien, meint, dass dies die Schulen in der aktuellen Situation mit steigenden Infektionszahlen etwas entlasten könnte. Es sei auch eine sehr sinnvolle Ergänzung, dass sich Kinder mit Angehörigen aus Risikogruppen noch einmal zwei Tage früher aus dem Präsenzunterricht befreien lassen könnten. Doch den vorherigen Zickzackkurs des Kultusministeriums findet auch sehr ungeschickt. Eine Mutter regt an, ob es nicht besser wäre, die Ferien nach hinten zu verlängern, falls Kinder sich über Weihnachten ansteckten, damit sie Corona nicht in die Schulen trügen. „Berufstätige Eltern sind die Leidtragenden“: Vonseiten des Stadtelternrates heißt es, grundsätzlich sei es eine nachvollziehbare Entscheidung, die in der Breite in der Elternschaft eher positiv aufgenommen und verstanden werde. Letztendlich habe sie aber eher „kosmetischen Charakter“, und eine tatsächliche positive Auswirkung auf das Infektionsgeschehen werde schwer nachweisbar sein. „Wir wissen, dass die Maßnahme von der Mehrzahl der Eltern mit schulpflichtigen Kindern, die noch betreut werden müssen, nicht gutgeheißen wird. Diese nicht kleine Gruppe wird sich zum wiederholten Mal in der Bewältigung der allgemeinen Krise benachteiligt fühlen. Daran ändern auch die angekündigten Notgruppen nichts“, erklären die Sprecher Sonja Otto, René Weiske und Michael Jürgens in einer gemeinsamen Stellungnahme. Ralf Popp, Elternvertreter im Schulausschuss der Stadt, findet die zeitliche Ausdehnung der Ferien eine „kleine, aber feine Maßnahme“, die durchaus positiven Effekt auf die Infektionsentwicklung haben könne. „In der Schule kann man kein Abstand halten“: Aus Sicht von Schülern sind die zusätzlichen Ferientage zumindest „nicht weiter schädlich“. Viel Lernstoff werde dadurch nicht versäumt, sagen Jugendliche hinter vorgehaltener Hand. Amelie Bindert, Sprecherin im Stadtschülerrat und Mitglied im Schulausschuss der Stadt, meint: „Für mich persönlich sind die frühen Weihnachtsferien eine gute Nachricht. In der Schule ist es kaum oder gar nicht möglich, Abstand zu halten und sich zu schützen. Kurz vor den Weihnachtsferien werden vor allem in den unteren Jahrgängen viele Filme geguckt oder es werden Waffeln gebacken. Sonst ist das sehr schön, aber in der jetzigen Situation mache ich das lieber zu Hause und schütze mich und meine Verwandten.“ „Keine Auswirkungen auf die Lehrerarbeitszeit“: Schülervertreter Hugo Meinhof sagt, dass Unterricht zurzeit zwar in vollen Klassen, aber längst nur im halbierten Umfang stattfinde, da viele Lehrkräfte nach Corona-Fällen in Quarantäne müssten. Zwei oder vier Tage mehr Ferien hätten da vermutlich keinen großen Effekt. Auch Lehrkräfte reagieren verhalten. Auf die Lehrerarbeitszeit habe das durch die vorgesehene Notbetreuung wohl keine Auswirkung, sagte Lehrervertreterin Barbara Kursawe am Rande der Schulausschusssitzung am Mittwoch. Franz-Josef Meyer vom Verband Bildung und Erziehung lobte die vorgezogenen Ferien, die Weihnachten zu einem sichereren Familienfest machten. Es fehle aber nach wie vor der große Plan, wie der Schulbetrieb bis zu den Halbjahreszeugnissen Ende Januar laufen solle. Lesen Sie auch: Weihnachtsferien 2020: Letzter Schultag in Niedersachsen schon am 18. Dezember Schulen und Corona: Verhindert Maskenpflicht Unterricht im Wechselmodell in Hannover? Von Saskia Döhner