Wohnmobilstellplatz in Hannover hat noch immer keinen Strom- und Wasseranschluss

Eberhard Jockel wird das Gefühl nicht los, dass die Stadt einfach nicht helfen will. Seit einem halben Jahr laufen nun schon die Gespräche zwischen der Stadt und dem Versorger Enercity darüber, ob Hannovers einziger Wohnmobilstellplatz in Herrenhausen künftig mit Strom- und Wasseranschlüssen ausgestattet wird – bislang ergebnislos. Und Fortschritte, sagt Jockel entrüstet, habe es seit einer Ankündigung im Sommer auch keine gegeben. Das verwundert auch die Fraktionen der Grünen im Bezirksrat. Wieso die angemessene Ausstattung des Wohnmobilstellplatzes nun schon acht Jahre dauere, wollten die Grünen in der jüngsten Sitzung von der Stadtverwaltung wissen. Statt aber eine ausführliche Antwort zu geben, verwies die Stadt auf eine Drucksache aus dem Jahr 2014, in der sie die hohen Kosten einer Ausstattung mit Strom und Wasser sowie weitere Hürden als Ursache genannt hatte. Die Wohnmobilbranche boomt: Das sei alles ziemlich ernüchternd, findet Wohnwagenfahrer Jockel. Dabei hatte es zuletzt für die Wohnmobiltouristen Hoffnung gegeben, nachdem die Stadt angekündigt hatte, gemeinsam mit Enercity nach einer Lösung zu suchen. „Das Ganze ist einfach eine Schande für die Landeshauptstadt“, sagt Jockel. „Dabei ist die Ausstattung des Platzes gerade jetzt in dieser Zeit so wichtig.“ Jockel verweist auf den Boom, den die Wohnmobilbranche gerade während der Corona-Pandemie verzeichnet. 2020 meldeten die Wohnmobilhändler steigende Verkaufszahlen. Kein Wunder, denn unabhängig und kontaktlos Urlaub machen, mit eigener Toilette und Küche – das zieht und bietet für den Tourismus neue Möglichkeiten. „Die Stadt Hannover macht einen Fehler“: „Die Stadt Hannover macht einen Fehler, wenn sie jetzt nicht handelt“, findet Jockel, der sich bereits seit einiger Zeit für den Stellplatz in Herrenhausen einsetzt. „Wenn dies nicht der geeignete Platz ist, soll die Stadt doch einen anderen Ort in Hannover suchen.“ Mit dieser Forderung steht Jockel nicht allein: Zahlreiche negative Rezensionen von Wohnmobiltouristen auf den gängigen Internetportalen zeigen, dass der Stellplatz an der Graft längst nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügt – und das, obwohl Touristen immerhin 20 Euro für eine Übernachtung neben der Sportanlage des MTV Herrenhausen zahlen müssen. Von Nina Hoffmann