Wohnungsbau in Hannover: Investor baut 90 Mietwohnungen am Klagesmarkt

An prominenter Stelle entstehen in der City neue Wohnungen. Der Investor Philipp Illies aus Hamburg errichtet am Klagesmarkt ein Carrée aus sechs Gebäuden in Backsteinoptik mit 80 bis 90 Mietwohnungen sowie Geschäften. Die Stadt hatte dafür einen Architektenwettbewerb ausgelobt und setzt mit dem Projekt die Bebauung des Klagesmarktes fort. „Wir haben nicht geglaubt, dass das in einem überschaubaren Zeitraum möglich ist“, sagt Stadtbaurat Uwe Bodemann. Erbbaurecht hemmte Bebauung: Denn die Eigentumsverhältnisse im mittleren Teil des Klagesmarktes waren ausgesprochen kompliziert. Über das Grundstück selbst verfügte ein dänischer Unternehmer in Erbpacht, ein frei stehender Pavillon aus Expo-Zeiten mit Restaurant lag, ebenfalls in Erbpacht, in Händen eines Gastronomiebetreibers. Entwirrt haben dieses Knäuel die beiden Projektentwickler Heiko Schramm und Maximilian Schoen, die mit Illies zusammenarbeiten. „Sie haben den Erbpachtnehmer dazu bewegt, seinen Vertrag vorzeitig zu lösen“, sagt Bodemann. Inzwischen ist Illies mit seiner Firma Eigentümer des Grundstücks inklusive Restaurant. Angebote für den Abriss sind bereits eingeholt. Investor setzt auf Mietwohnungen: „Wir wollen als Familienunternehmen nachhaltig in gute Lagen und schöne Architektur investieren“, kündigt Illies an. Einen Verkauf von Wohnungen soll es nicht geben, die Gebäude gehen in die eigene Vermögensverwaltung. Die Firma, die PBA Projektbau Alsterufer, investiert in das Projekt rund 30 bis 40 Millionen Euro. Illies will Ende des Jahres den Bauantrag stellen und im Frühsommer 2020 mit dem Bau beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Häuser Ende 2021 fertig sein. Geplant werden voraussichtlich Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit 40 bis über 100 Quadratmetern Größe. Es entsteht 25 Prozent geförderter Wohnraum. Gewonnen haben den Architektenwettbewerb die Büros Stefan Forster aus Frankfurt, KBNK Architekten aus Hamburg und die Gruppeomp Architektengesellschaft aus Hannover. Sie gestalten jeweils zwei Gebäude und setzen mit ihren Entwürfen optisch die meist fünfgeschossige Neubebauung am Klagesmarkt fort. Wie bereits im ersten Bauabschnitt will die Stadt durch verschiedene Architekten eine abwechslungsreiche Gestaltung erreichen. „Das ist für ein relativ kleines Baufeld natürlich sehr aufwendig, aber wir freuen uns sehr auf das Projekt“, betont Illies. Mehrere Architekten am Zug: Für Unterschiede ist gesorgt: KBNK plant seine Gebäude mit beige-grauen Ziegeln. Das Büro Gruppeomp hat über einer Ladenzeile Erker mit leicht geschwungenen Bögen entworfen und nimmt damit Bezug auf die Altbauten in der Nachbarschaft. Das Büro Forster greift auf Vorbilder des Backstein-Expressionismus in Hannover zurück, verwendet orangeroten Klinker und stark akzentuierende Simse aus Beton. Das Gastronomie-Gebäude, das nun vor dem Abriss steht, ist Expo-Fans noch ein Begriff. Die Natursteine an der Fassade stammen vom Pavillon Jordaniens auf der Weltausstellung in Hannover. Ob sie noch eine Zukunft haben, ist ungewiss. „Es wäre natürlich schön, wenn man sie noch nutzen könnte. Wir wissen aber noch nicht, in welchem Zustand sie sind“, sagt Illies. Von Bärbel Hilbig