Zwei-Säulen-Modell: Realschulleiter kämpfen für ihre Schulform

Im Streit um die Frage, ob Hannover langfristig ein Zwei-Säulen-Modell von nur noch Gymnasien und Gesamtschulen braucht, melden sich jetzt die Realschulleiter zu Wort. Sie wehren sich gegen die Kritik des langjährigen Förderschulleiters Hans-Jürgen Ladewig. Der hatte gefordert, alle fünf Realschulen in der Stadt zu Integrierten Gesamtschulen umzuwandeln. Die meisten Schulformwechsler gebe es an den Realschulen, allein durch die Einführung des Zwei-Säulen-Modells falle die Hälfte aller Wechsel weg, argumentierte der pensionierte Förderschulrektor. „Realschulen verbauen keine Bildungswege“: Die Leiterinnen und Leiter der Realschulen sehen das ganz anders: Der Besuch einer Realschule verbaue keine Bildungswege, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Rektoren: „Hier können mit dem Erweiterten Sekundarabschluss I die gleichen Berechtigungen erworben werden wie an einem Gymnasium oder einer IGS nach der 10. Klasse“, das Schulsystem sei schließlich durchlässig. Lieber Sitzenbleiben als Schulwechsel? Viele Eltern meldeten ihre Kinder lieber an einer Realschule an, anstatt sie am Gymnasium wiederholen zu lassen, meinen die Realschulleiter. Eine Klasse zu wiederholen, sei nicht per se zu verteufeln. Natürlich sei es das vorderste Ziel, durch individuelle und gezielte Förderung, die Versetzung des Schülers anzustreben. „Sollte eine schwache Lernphase des Schülers zu einer Wiederholung führen, muss man auch die Vorteile aufzeigen. Der Schüler kann die einhergehenden Lerndefizite in diesem Wiederholungsjahr wettmachen. An einer Gesamtschule nimmt er sie womöglich mit in den nächsten Jahrgang und läuft Gefahr, in Kursen mit geringerem Niveau unterrichtet zu werden.“ „Realschulen werden noch gebraucht“, ist Jens Bormann von der Realschule Misburg überzeugt: „Wir verzeichnen einen immer größer werdenden Zuspruch sowohl bei den Anmeldungen im 5. Jahrgang als auch bei den Schulformwechslern.“ Claudia Linz von der Werner-von-Siemens-Realschule in der List erzählt, dass Kinder, die vom Gymnasium kämen, an der Realschule regelrecht aufblühten. Ein ehemaliger Gymnasiast habe an einer Realschule die gleichen Möglichkeiten wie an einer IGS, betont Bormann. Fraglich sei auch, was in einem Zwei-Säulen-Modell von einem Geist der IGS bliebe, die doch von Leistungsdurchmischung lebe, wenn die Hälfte eines Jahrgangs aufs Gymnasium ginge. Schulausschuss trifft sich am Mittwoch: Am Mittwoch diskutiert der Schulausschuss der Stadt über die Weiterentwicklung der Schullandschaft. Neben dem 18. Gymnasium, das am Bemeroder Schützenplatz entsteht soll, könnte an der Hildesheimer Straße in Döhren noch eine weiterführende Schule entstehen. Unklar ist noch, welche Schulform die haben soll. Grüne: Schüler sind entscheidend, nicht die Schulform: Darauf kommt es nach Ansicht der Grünen auch gar nicht unbedingt an: „Wir distanzieren uns von der einfachen Diskussion, ob ein Gymnasium oder eine IGS oder eine andere Schulform gebaut oder unterstützt werden sollte und ob die Schullandschaft aus mehreren verschiedenen Schulformen oder zwei Säulen besteht“, sagt Silvia Klingenburg-Pülm, Schulexpertin der Grünen. Entscheidend sei der einzelne Schüler mit seinen jeweils individuellen Stärken und Schwächen. „Ziel für uns ist, dass jede weiterführende Schule die Verantwortung übernimmt, ihre aufgenommenen Schülerinnen und Schüler bis zu einem Abschluss zu führen.“ Eine Binnendifferenzierung unabhängig von der Schulform sei dabei wünschenswert. Von Saskia Döhner