Altenauer Brauerei schließt - das hat auch Auswirkungen auf die Craft-Beer-Szene in Hannover

Eine 400 Jahre alte Brautradition am Rand des Harzes geht in den kommenden Tagen zu Ende. Die Altenauer Brauerei stellt ihren Betrieb ein. Die Produktionsstätte soll abgerissen werden, auf dem Grundstück entstehen voraussichtlich Ferienwohnungen. Die Klosterkammer Niedersachsen, mittels einer Tochtergesellschaft Eigentümerin der Brauerei, wollte sich längst von der wenig lukrativen Bierfabrik trennen. Nach monatelangen Verhandlungen sei der Verkauf endgültig gescheitert, teilt die Kammer am Freitag mit. Es habe mehrere Interessenten gegeben, aber niemand habe sich für einen Kauf bis zum 31. Januar entscheiden können. Das sieht Braumeister Joachim Kilian anders. Braumeister wollte Brauerei übernehmen: Seit mehreren Jahren arbeitet der gebürtige Bayer bereits in der Harzer Brauerei. „Mit gefällt es hier im Harz“, sagt er. Als klar wurde, dass sich die Klosterkammer von der Brauerei trennen wollte, entschied er sich, die Produktionsstätte zu übernehmen. „Wir haben uns ein Sanierungskonzept überlegt, eine GmbH gegründet und mit Banken gesprochen“, sagt Kilian. Auch beim Niedersächsischen Wirtschaftsministerium habe man abgeklopft, um über mögliche Hilfen zu sprechen, doch wegen der Corona-Krise sei das schwierig gewesen. „Am Ende haben wir von den Banken sogar eine mündliche Zusage gehabt“, sagt der Braumeister. Umso überraschter war Kilian, als er die Absage vonseiten der Klosterkammer in den Händen hielt. „Aus wirtschaftlichen Gründen“ sehe man davon ab, an Kilian und seine GmbH zu verkaufen, hieß es da. Aber auch andere Interessenten, von denen Kilian weiß, seien nicht zum Zuge gekommen. „Eine solche Traditionsbrauerei lässt man doch nicht kaputtgehen“, sagt der Braumeister aus Bamberg. Klosterkammer: Investitionsbedarf hat Käufer abgeschreckt: Die Klosterkammer stellt die Verkaufsverhandlungen anders dar. Sie meint, dass alle potenziellen Käufer der hohe Investitionsbedarf für die in die Jahre gekommene Brauerei abgeschreckt habe. Erschwerend komme hinzu, dass Altlasten im Boden schlummern. Das sei der Geschäftsführung erst kürzlich bekannt geworden, sagt die Kammer. Auf dem Grundstück der Brauerei stand offenbar einst eine Dieseltankstelle. „Zwar war diese schon vor längerer Zeit, vermutlich mehr als ein Jahrzehnt vor dem Erwerb, stillgelegt worden, dennoch ergibt sich daraus ein Altlastenverdacht“, teilt die Kammer mit. Lesen Sie auch Hannover: Brau-Genossenschaft aus der Nordstadt übernimmt Lindener Bierverlag Nordstädter Brauereigenossenschaft muss sich andere Bierfabrik suchen: Das Aus für die Altenauer Brauerei hat auch Auswirkungen auf die hannoversche Craft-Beer-Szene. Die Brauereigenossenschaft Nordstadt hat in Altenau im vergangenen Jahr rund 400 Hektoliter Bier nach eigenem Rezept brauen lassen. „Wir waren einer der größten Kunden“, sagt der Vorsitzende der Genossenschaft, Marc Oliver Schrank. Er würde es begrüßen, wenn die Altenauer Brauerei bestehen bliebe, ansonsten müsse man sich nach anderen Brauereien umsehen. Von Andreas Schinkel