AstraZeneca statt Biontech: Risikopatient aus Gifhorn stellt Strafanzeige

Ein langersehnter Impftermin – und dann das. Der Gifhorner Ilmo Wuff zählt zu den Hochrisiko-Patienten, neben der Lungenerkrankung COPD hat er weitere gesundheitliche Einschränkungen. Für ihn gilt seit Beginn der Pandemie: „Ich gehe so gut wie gar nicht aus dem Haus, weil ich Angst habe mich anzustecken – das wäre tödlich.“ Umso erfreuter war er, als er für 31. März, 8.15 Uhr, seinen Impftermin in der Stadthalle erhielt. Mit Bescheinigungen vom Hausarzt und der Impfanmeldung für Biontech ging der 52-Jährige zum Impfzentrum. Auch im Aufklärungsgespräch war Biontech das anvisierte Mittel: Nach der Anmeldung habe man ihn auf die Seite geschickt, wo der Hinweis zur Impfung mit Astra-Zeneca war. Dem 52-Jährigen schwante nichts Gutes. Er wies darauf hin, dass die Empfehlung gelte, AstraZeneca an unter 60-Jährige nur zu geben, wenn es medizinisch vertretbar ist. „Also kam ich für diesen Impfstoff nicht in Frage. Mein Hausarzt hatte ja bescheinigt, dass für mich nur Biontech in Frage kommt.“ Im ärztlichen Aufklärungsgespräch im Impfzentrum kam genau das auch als Ergebnis heraus. Der Mediziner, mit dem Wuff sprach, bescheinigte, dass es für den 52-Jährigen Biontech sein muss. Leitender Arzt besteht auf AstraZeneca: Dann jedoch habe sich der Leitende Arzt eingemischt und drauf bestanden, dass Wuff mit AstraZeneca geimpft wird. „Wenn ich auf Biontech bestehe, dann gebe es zumindest an diesem Tag keine Impfung und ich müsste dann wieder lange auf einen Termin warten“, berichtet der Gifhorner. „Das lasse ich mir so nicht bieten“: Wuff stieß auf Granit, so intensiv er auch seine Lage schilderte und auf die geltenden Vorgaben pochte. Aus Sorge um seine Gesundheit habe er kapituliert und sich mit AstraZeneca impfen lassen. Das ganze Prozedere und der Umgang mit ihm macht ihn sauer. „Das lasse ich mir so nicht bieten.“ Zumal er im Nachgang Nebenwirkungen wie Schüttelfrost hatte. Dokumente gesammelt, um weitere Schritte einzuleiten: Wuff ging zur Polizei und erstattete Strafanzeige wegen Körperverletzung. Auf eine Mail, die er dem Landkreis schrieb, sei umgehend reagiert worden – „aber nur, um mich zu beschwichtigen“. Für Wuff steht fest: Er hätte nicht mit AstraZeneca geimpft werden dürfen auf Grund seiner Vorerkrankungen. „Eine Frechheit.“ Das Ergebnis des Aufklärungsgesprächs hat er sich inzwischen Schwarz auf Weiß geben lassen. Denn der 52-Jährige will weitere rechtliche Schritte einleiten. Landkreis nimmt noch keine Stellung: Gegenüber dieser Zeitung wollte der Landkreis als Betreiber des Impfzentrums sich nicht zu dem Fall äußern. Es handle sich um ein laufendes Verfahren. Von Andrea Posselt