Corona-Inzidenzwert: Onlinerechner zeigt an, wann der Lockdown enden könnte

Die Frage, die meisten Menschen in Deutschland wohl derzeit am meisten bewegt: Wann wird das Leben wieder ein Stück weit normaler? Die Politik beschloss kürzlich eine Inzidenz von 35 als neuen Zielwert für Lockerungen. Aber wann wird dieser Wert erreicht? Ein neues Onlinetool versucht, das zu berechnen. Und es zeigt: Besonders in Niedersachsen sieht es gerade nicht so gut aus. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) hat das Tool gestartet, das die Entwicklung der Inzidenzwerte in Bundesländern und Landkreisen projiziert. Dort lässt sich tagesaktuell nachlesen, wann an einem Ort relevante Inzidenzwerte erreicht würden, wenn der R-Wert vor Ort gleich bleiben würde. Dieser Wert gibt an, wie viele andere Personen eine infizierte Person durchschnittlich mit Corona ansteckt. Ist der R-Wert unter 1, sinkt auch der Inzidenzwert, der angibt, wie viele von 100.000 Menschen in den vergangenen sieben Tagen positiv auf das Virus getestet wurden. Niedersachsen momentan am langsamsten: Ein Blick auf die aktuellen Berechnungen von Dienstag: Beim derzeitigen R-Wert von 0,97 würde Niedersachsen am 1. Juni einen Inzidenzwert von unter 35 erreichen – als momentan letztes aller Bundesländer. 35 gilt als aktueller Zielwert für Lockerungen. Eine Inzidenz von unter 50 würde Niedersachsen demnach am 4. April erreichen, die von der No-Covid-Initiative geforderte Grenze von unter 10 erst am 22. Dezember. Lesen Sie auch: Hier finden Sie das Projektionstool. Auf Kreisebene unterscheiden sich die Projektionen innerhalb Niedersachsens derzeit stark. Einige Städte würden bei stabil bleibendem R-Wert schon in wenigen Tagen unter 35 fallen, zum Beispiel Braunschweig am 19. und Goslar am 18. Februar. Oldenburg und Göttingen liegen bereits darunter. Kreise mit einem R-Wert nahe 1 dagegen würden dafür noch lange brauchen, zum Beispiel Wolfsburg bis zum 19. März oder die Region Hannover gar bis zum 24. Juli. Für andere Städte wie Hildesheim, oder Osnabrück zeigt der Rechner dagegen „nie“ an. Denn dort liegt der R-Wert über 1, der Inzidenzwert steigt also. Daten sollen als Orientierung dienen: „Das Tool ist kein Prognosemodell, sondern eine Projektion, weil es nur vom aktuellen R-Wert ausgeht und keine mutmaßlichen Veränderungen einberechnet“, sagt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Trotzdem könnten die projizierten Werte als Orientierung dienen. Die dafür relevanten Zahlen liefere das Robert-Koch-Institut täglich. In der politischen Diskussion gehe es gerade viel darum, was ein angemessener Inzidenzwert für Lockerungen sei, sagt von Stillfried. „50? 35? Oder doch 10, wie von den Initiatoren der No-Covid-Strategie vorgeschlagen?“ Deshalb gibt das ZI-Tool die Daten für das mögliche Erreichen dieser drei Werte an. „Das soll dazu dienen, dass Bürgerinnen und Bürger nicht komplett im Dunklen tappen, sondern eine Orientierung haben, wie lange das Absenken der Inzidenzwerte etwa dauern könnte“, sagt von Stillfried. Nicht vorhersagen könne man jedoch, ob beispielsweise durch die Verbreitung von Virusmutationen die R-Werte stark ansteigen werden. „Mit Blick auf die großen regionalen Unterschiede könnte man vermuten, dass auch nach Ende des Lockdowns regionale Maßnahmen notwendig sein werden“, sagt von Stillfried. Von Yannick von Eisenhart Rothe