Einbeck: Brandserie bringt Feuerwehren an ihr Limit

Seit Anfang Juli hält eine Serie von Brandstiftungen in Einbeck (Kreis Northeim) die Feuerwehren, Rettungsdienste und Ermittler der Polizei in Atem. Allein in den vergangenen Tagen musste die Feuerwehr dreimal ausrücken, weil Gartenlauben in Brand geraten waren. Am Sonnabendabend gab es dann schon wieder Alarm: Diesmal brannte ein Dachstuhl in einem leerstehenden Wohnhaus am Rand von Einbeck. 250 Feuerwehrleute waren bis zu den frühen Morgenstunden vor Ort, um den Brand zu bekämpfen. 60 weitere hielten bis zum Sonntagvormittag die Brandsicherheitswache. Für die Feuerwehrleute sind die vielen Einsätze eine extreme Belastung: „Wir sind so langsam am Ende unserer Kräfte“, sagt Einbecks Stadtbrandmeister Lars Lachstädter. „Das geht schon an die Substanz.“ „Was kommt als Nächstes?“: Was Lachstädter besonders erschreckt hat, ist, dass bei den jüngsten Bränden offenbar eine Steigerung festzustellen ist: Am Dienstagabend brannten im Einbecker Ortsteil Salzderhelden zwei Gartenlauben, am Mittwoch brannte es in einer Kleingartenkolonie in Einbeck an drei Stellen, beim nächsten Brand am Donnerstag seien vier Lauben betroffen gewesen. „Und jetzt hat erstmals ein Wohnhaus gebrannt.“ Das Haus stehe seit 15 Jahren leer, so dass zum Glück keine Menschen zu Schaden gekommen seien, sagt der Stadtbrandmeister. Die Entwicklung sei aber beunruhigend: „Man steht ständig unter Spannung und fragt sich: Was kommt als Nächstes?“ Auch bei der Polizei herrscht Alarmstimmung. Bereits vor einigen Wochen wurde wegen der Brandstiftungsserie eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, die Präsenz vor Ort verstärkt. Vor einigen Tagen hatte man noch gehofft, die Serie gestoppt zu haben. Am 21. August nahm die Polizei eine 30-jährige Frau an ihrem Wohnort in Salzderhelden fest. Sie hielt sich zu der Zeit auf dem Gelände einer Kleingartenkolonie auf, wo zwei Lauben in Brand standen. Nach Angaben der Polizei hat die 30-Jährige diese beiden Brandstiftungen gestanden. Sie wurde in eine psychiatrische Fachklinik eingewiesen. 30-Jährige festgenommen: Die 30-Jährige war am 10. Juli schon einmal festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei wurde sie dabei überrascht, als sie in Salzderhelden einen Altkleidercontainer in Brand setzen wollte. Die Ermittler hatten sie in Verdacht, an den Tagen zuvor mehrere weitere Brände gelegt zu haben. Lesen Sie auch: Frau nach Brandserie in Untersuchungshaft Der erste Brand hat den bislang größten Schaden verursacht. Am 3. Juli stand der historische Bohrturm der Saline in Salzderhelden in Flammen. An dem Industriedenkmal entstand ein Schaden von rund 1,5 Millionen Euro. Lesen Sie auch: Historische Saline vollständig zerstört Dann ging es Schlag auf Schlag weiter: Einen Tag später brannte in einer Kleingartenkolonie in Salzderhelden eine Gartenlaube ab, am Folgetag brannte in einer Kleingartenkolonie in Einbeck ein Gartenhaus, am 8. und 9. Juli brannten in Salzderhelden und Einbeck Altkleidercontainer, am nächsten Tag wurde die 30-Jährige bei einem mutmaßlichen Brandstiftungsversuch an ihrem Wohnort in Salzderhelden festgenommen. Nachdem sie zunächst einige Wochen in Untersuchungshaft saß, kam sie Mitte August unter Auflagen wieder frei. Wenige Tage später wurde sie erneut festgenommen. Wer hat die jüngsten Brände gelegt? Die beiden Gartenlaubenbrände hat die 30-Jährige gestanden. Ob sie auch die Brandstiftungen im Juli begangen hat, müssen nun die Ermittler klären. Eines indes ist klar: Da sich die 30-Jährige seit dem 21. August in der geschlossenen Psychiatrie befindet, kommt sie für die jüngsten Brandstiftungen nicht als Täterin in Frage. Insgesamt habe es seither elf neue Taten gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. Bei den Gartenlaubenbränden summiere sich der Schaden inzwischen auf 40.000 Euro, beim jüngsten Brand des Wohnhauses sei ein Sachschaden von 25.000 Euro entstanden. Die vielen Einsätze zehren nicht nur an den Kräften der Feuerwehrleute, sondern bringen auch logistische Probleme mit sich. Die Wehren müssen nach jedem Einsatz unter anderem ihre Dienstbekleidung waschen, die Gerätschaften reinigen, Schläuche trocknen und Atemschutzgeräte überprüfen, damit sie für den nächsten Einsatz vorbereitet sind. Inzwischen sei das kaum noch zu schaffen, sagt Stadtbrandmeister Lachstädter. Lesen Sie auch Brand-Serie in Einbeck: 29-jährige Verdächtige in U-Haft Einbeck-Salzderhelden: Saline durch Feuer vollständig zerstört Von Heidi Niemann