Lost Places in Niedersachsen: Hier finden Sie vergessene Orte

Menschen lieben Abenteuer. Etwas entdecken, das andere möglicherweise nicht kennen, dazu die Stille, die Einsamkeit. Vergessene Orte, sogenannte „Lost Places“, locken weltweit Menschen an. Man muss nicht einmal unbedingt weit reisen. „Lost Places“ sind in allen Regionen zu finden – auch in Niedersachsen. Man muss nur wissen, wo man mit der Suche beginnen kann. Aber Vorsicht: Nicht immer ist das Betreten der maroden Gemäuer erlaubt, manchmal ist es sogar gefährlich - im früheren Conti-Werk in Hannover, wo jetzt ein neues Wohngebiet entsteht, gab es eine Reihe von Unfällen. Bitte recherchieren Sie vorab genau die Umstände vor Ort: An einigen der hier aufgezählten Orte droht der Einsturz. In manchen Fällen ist der Zutritt sogar strengstens verboten. „Lost Places“ in Niedersachsen auf einer Karte: Hinweis in eigener Sache: Eigentlich gilt in der Lost-Places-Szene das ungeschriebene Gesetz, niemals den genauen Standort zu verraten. Die hier aufgezählten „Lost Places“ haben aber bereits eine gewisse Prominenz erreicht – und können auch so schnell gefunden werden. Daher haben wir die Orte auch konkret auf einer Karte markiert. Ein verwunschener Freizeitpark: Wie kommt es wohl, dass ein ehemaliger Freizeitpark besonders spannend ist? Berlin hat so etwas zu bieten mit dem Spreepark im Norden des Plänterwaldes, immer wieder gibt es Führungen über das fast verwunschen wirkende Gelände - und die Menschen strömen zu den überwucherten und verrottenden Attraktionen. Und genau so etwas gibt es auch in Kirchhorst bei Hannover, an der alten Bundesstraße 3 nach Celle: Das frühere „Wunderland“, einst 100.000 Quadratmeter groß, mit Wildweststadt, Achterbahn mit großem Looping, Autoscooter-Parcours, Kettenkarussell, Minigolf-Anlage, Ponyreiten und einem See mit Tretbooten. 1971 wurde der Park eröffnet und schon nach 14 Jahren wieder geschlossen : die Pachtgebühren waren laut Region Hannover zu hoch und die Besucherzahlen zu niedrig. Attraktionen und Fahrgeschäfte wurden nach und nach verkauft, anderes blieb zurück und verwittert, verfällt und überwuchert seitdem. Die Reste der Expo 2000: Immerhin steht er noch, während andere Relikte der Expo 2000 in Hannover verbrannten, abgerissen oder andernorts wieder aufgestellt wurden: Der ehemalige Holländische Pavillon. Doch der Zaun zum Grundstück ist mit Stacheldraht gesichert, auf einem Schild steht: „Betreten verboten! Lebensgefahr!“ Im Sommer vor 20 Jahren standen die Besucher Schlange, um die gestapelten Landschaften mit Blumen und Bäumen zu sehen. Das 40 Meter hohe geheime Wahrzeichen von Deutschlands erster und einziger Weltausstellung verrottete schließlich. Hier trafen sich Graffiti-Sprayer - oder Fotografen. Wer die Expo damals erlebt hat, sucht heute mit Kamera bewaffnet manchmal stundenlang nach Spuren und versucht sich zu erinnern, wo denn die einzelnen Pavillons bloß standen. Doch für den Pavillon Hollands soll es weitergehen: Mini-Appartements für Studenten sollen entstehen. Bunkerwanderung im Wald: Auch wenn es unglaublich klingt: Rund um das ehemalige Marinewaffen-Arsenal, das frühere Sperrzeugamt Heinschenwalde in Hipstedt im Kreis Rotenburg/Wümme, pulsierte einst das Leben - mitten im Wald. Die Bunker des Ex-Arsenals für Marinewaffen, gelegen in den zum Forstamt Harsefeld zählenden Wäldern, wurden nach dem Krieg gesprengt, die übrigen Gebäude anders genutzt. So gab es von 1947 bis 1969 ein Krankenhaus, eine Waldschule, Wohnungen für Flüchtlinge und mehrere Firmen. Etwa 350 Menschen lebten dort. Das ist vorbei, heute ist davon kaum etwas geblieben, die Natur holt sich das Gelände zurück. Es gibt aber gesprengte Bunkerreste - und eine alte Straßenbahn. Heute werden dort Bunkerwanderungen angeboten. Das Conti-Werk in der Wasserstadt: Industriekultur ist nicht nur im Ruhrgebiet ein Thema, an vielen Orten lassen sich Menschen von den teils gigantischen Überbleibseln der Industrialisierung verzaubern. Auch in Hannover: Denn noch gibt es Überreste des alten Continental-Werks in der Wasserstadt im Stadtteil Limmer, wo ein neues Wohngebiet am Kanal entsteht. 1899 begann dort die Produktion, sie lief 100 Jahre lang. Nach und nach wurden die meisten Backsteingebäude abgerissen, nur Reste sind noch da - darunter der markante Wasserturm. Verstaubt, verfallen und bunt besprüht mit Graffiti - die Gebäude galten als Abenteuerspielplatz für Kinder und Jugendliche. Und für Fotografen. Allerdings gab es eine Reihe von Unfällen, heute sind die Gebäude verrammelt, Kameras überwachsen das Areal. Aber zu sehen sind die Reste des Conti-Werks noch immer, erst Ende 2019 entschied das Verwaltungsgericht Hannover, dass die denkmalgeschützten Gebäude nicht abgerissen werden dürfen. Aber der Rechtsstreit ist nicht beendet. Geisterdorf in der Heide: Bekannt ist es schon seit 1293 - aber dennoch muss man fragen: Wer kennt Lopau? Das winzige Dorf in der Lüneburger Heide ist für Besucher weitgehend gesperrt, seit Jahrzehnten. Denn es liegt auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Munster-Nord - früher gehörte es zum Landkreis Uelzen, heute zur Stadt Munster im Heidekreis. Wanderer können das rätselhafte Dorf trotzdem finden, sollten aber genau auf Sperrzeiten und Schranken achten - der militärischen Übungen wegen. Heute lebt niemand mehr in Lopau, dabei waren es um 1900 noch deutlich über 100 Menschen, 1970 schon nur noch 62, die schließlich umgesiedelt wurden. Trotz der Übungen und einer neuen Schießbahn der Bundeswehr wurden nicht alle Häuser abgerissen. Wandergruppen trifft man gelegentlich, aber manchmal auch tagelang niemanden, wie eine Sprecherin der Stadt Munster sagte. Stüveschacht Osnabrück: So richtig „lost“ ist dieser „Lost Place“ gar nicht: Denn das letzte existierende Gebäude am Stüveschacht in Osnabrück, eines früheres Steinkohlebergwerks, wird offiziell zur begehbaren Ruine. Die dort gewonnene Steinkohle wurde nach Angaben der Stadt unter Tage durch den 1,5 Kilometer langen Hasestollen mit Pferden bis zum Zechenbahnhof gefördert. Im teils erhaltenen Gebäude gab es eine Wasserhaltungsmaschine - Ziel war, das in der Tiefe zufließende Grubenwasser zu heben. Nach der Zechenschließung 1898 verfiel die Anlage, viel wurde abgerissen - bis auf einen Bau. Ein Trost für die Freunde verlassener Orte: Der Ruinen-Charakter soll bleiben. Lesen Sie auch Faszination Lost Places: 5 Tipps, wie und wo du sie findest Dark Tourism: Reiseziele mit düsterer Geschichte Schaurig schön! 9 verlassene Orte in aller Welt Von RND/Thomas Strünkelnberg