. Das Land würde am liebsten eine neue Brücke schaffen. Doch dies setzte einen langwierigen Planungsprozess voraus - und möglicherweise auch Auseinandersetzungen mit Umweltschützern. Um die finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen zu prüfen, vertagte sich die Runde auf den 20. März. Dann soll über das Schicksal der Brücke, deren schnellen Aufbau die Anwohner verlangen, entschieden werden.
Zu schmal für Kreuzfahrtriesen
Die einfachste und schnellste Variante wäre es, die alte Brücke wieder so aufzubauen, wie sie vor der Schiffskollision bestand, skizzierte Minister Lies. Dies könnte bis 2022 geschehen und würde 30 Millionen Euro kosten. Die Brücke hätte dann wieder einen klappbaren Teil in der Mitte, dessen Durchfahrtsbreite lediglich 25 Meter beträgt - zu schmal für die Kreuzfahrtriesen, die von der Meyer-Werft die Ems Richtung Nordsee verlassen. Die sind meist mehr als 32 Meter breit, weshalb vor einer solchen Schiffspassage bisher das Mittelsegment der Eisenbahnbrücke vermittels eines Schiffskrans herausgehoben werden musste.
„Bei einem klassischen Wiederaufbau wäre die Brücke 50 Tage im Jahr geöffnet“, rechnete Lies vor. Sie fiele an diesen Tagen also sowohl für die Eisenbahn aus als auch für Fußgänger und Radfahrer, die die Friesenbrücke früher benutzt haben.
Deshalb hätte etwa Werftchef Bernhard Meyer gerne einen Neubau mit einer wesentlich breiteren Durchfahrt. Diese Variante wäre aber rund 15 Millionen Euro teurer und erforderte ein Planfeststellungsverfahren mit aufwendigen Umweltverträglichkeitsprüfungen. Mindestens fünf Jahre würden die Neuplanungen brauchen, die auch das Risiko langwieriger Gerichtsverfahren bergen könnten.
Deshalb sollen jetzt Gespräche mit Naturschutzexperten geführt werden. „Am Ende muss das Ganze auch wirtschaftlich sein“, sagte Staatssekretär Enak Ferlemann. Die Versicherung der Reederei, deren Schiff die Brücke rammte, kommt jedenfalls glimpflich davon: Sie haftet nur bis 4 Millionen Euro.
Ein Absprachefehler führte zu dem Unglück
Am Abend des 3. Dezember 2015 krachte es an der Friesenbrücke gewaltig. Das Frachtschiff „Emsmoon“ rammte das Bauwerk, zerstörte den klappbaren Teil der geschlossenen Brücke und verschob die Aufbauten um einige Meter. Ein Teil der Brücke versank in der Ems und musste durch einen Kran geborgen werden, damit der Fluss passierbar blieb. Gegen den Schiffsführer und einen Emslotsen wurden Strafverfahren eröffnet, die erst vor wenigen Tagen ihren Abschluss vor dem Landgericht Aurich fanden. Hier wies das Landgericht einen Antrag der Staatsanwaltschaft zurück, die einen Strafbefehl gegen beide wegen Gefährdung des Schiffsverkehrs beantragt hatte. Nach Meinung des Gerichts hatten Kapitän und Lotse zwar fahrlässig gehandelt, ihre Pflichten indes nicht entscheidend verletzt. Zu dem Unfall sei es letztlich durch einen Absprachefehler von Brückenwärter, Schiffsführer und Lotsen gekommen, befanden die Richter. Der Kapitän hatte dem Lotsen das Ruder überlassen.