Gegen den neuen Tatverdächtigen im Fall Lena hat das Amtsgericht Emden Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Der 18-Jährige soll das Mädchen am Samstag vor einer Woche sexuell missbraucht und zur Verdeckung der Tat umgebracht haben. Das Verhör beim Haftrichter dauerte am Sonntag weniger als eine halbe Stunde. Der Norddeutsche Rundfunk berichtete, der junge Mann habe ein Geständnis abgelegt. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Der Verdacht gegen den 18-Jährigen hatte sich am Samstag nach neuen Hinweisen aus der Bevölkerung konkretisiert - einen Tag, nachdem ein 17-Jähriger, der zunächst als Tatverdächtiger galt, wieder frei kam.
Ein DNA-Test hatte den Verdacht nach Polizeiangaben untermauert. Vermutlich stimmen Spuren am Tatort mit dem genetischen Fingerabdruck des nun Festgenommenen überein. Das Ergebnis bestätigte die Annahme, dass der zuerst verdächtigte 17-Jährige unschuldig ist. Der junge Mann war am Freitag freigekommen, nachdem er seit Mittwoch zu Unrecht in Untersuchungshaft gesessen hatte. Lena wurde in einem Parkhaus in der ostfriesischen Stadt getötet. Das Mädchen war am Freitag im engsten Familienkreis beigesetzt worden.
Der Norddeutsche Rundfunk berichtete, dass der 18-Jährige ein Geständnis abgelegt habe. Eine Quelle für diese Informationen nannte der Sender nicht. Die Polizei in Emden wollte sich dazu nicht äußern und verwies auf die für 15 Uhr geplante Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die „Bild am Sonntag“ zitierte den Leitenden Oberstaatsanwalt in Aurich, Bernard Südbeck, mit den Worten: „Wir sprechen jetzt nicht mehr von Indizien, sondern wegen einer DNA-Übereinstimmung von schwer belastenden Beweisen.“
Nach der Freilassung des 17-Jährigen war Kritik an den Behörden in Emden laut geworden. Die Staatsanwaltschaft sei mit den Sachverhalten zu offensiv an die Öffentlichkeit gegangen, hatten Strafrechtler und Kriminologen beklagt. Dagegen betonte die Staatsanwaltschaft, dass sie von Anfang an von Indizien gesprochen habe, die den Ermittlern vor dem Hintergrund eines fehlenden Alibis und widersprüchlicher Aussagen keine Alternative zur Verhaftung gelassen hätten.
Den entscheidenden Hinweis auf den neuen Verdächtigen brachte vermutlich eine überarbeitete Videosequenz im Internet: Seit Freitag hätten sich viele neue Menschen bei den Ermittlern gemeldet, nun lägen mehr als 300 Hinweise vor, teilte die Polizei in Emden mit. Auf den Videoaufnahmen aus dem Parkhaus ist eine dunkle Gestalt zu erkennen, die zügigen Schritten durch das Parkhaus geht.
dpa
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