Wolfsverordnung in Niedersachsen: Nabu legt Beschwerde bei EU ein

Der Naturschutzbund Nabu wendet sich mit einer Beschwerde bei der Europäischen Union gegen die niedersächsische Wolfsverordnung. „Mit der Verordnung weicht das Land den Schutz des Wolfes massiv auf“, sagte Nabu-Landesvorsitzender Holger Buschmann. Mit der Neuregelung vom November 2020 setze sich Niedersachsen weit vom EU-Recht ab. Der Nabu werde deshalb eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission einreichen. Darin werden Verstöße gegen die Europäische Richtlinie Fauna-Flora-Habitat (FFH)) gerügt, insbesondere gegen den Artenschutz. Vertragsverletzungverfahren droht: In Niedersachsen gibt es seit 2006 wieder Hinweise, seit 2007 auch Nachweise für Wolfsvorkommen. Aktuell wurden 35 Wolfsrudel und zwei Wolfspaare gezählt. Mit dem schnellen Zuwachs wuchsen auch die Konflikte mit Weidetierhaltern. Die neue Wolfsverordnung soll insbesondere das Vorgehen gegen solche Wölfe erleichtern, die mehrfach Schafe, Rinder, Pferde oder andere Weidetiere gerissen und hierzu Zäune überwunden haben. Lesen Sie auch: Wölfe bedrohen Naturschutzgebiet Lüneburger Heide „In der Verordnung werden bundesweite Empfehlungen eines zumutbaren Herdenschutzes weiter nach unten korrigiert“, kritisiert Nabu-Vorsitzender Buschmann. „Das wird den Weidetierhaltern nicht helfen, da Wolfsabschüsse keine Nutztierrisse verhindern.“ Es sei bekannt, dass Abschüsse von Wölfen durch eine Zerstörung der Rudelstruktur sogar erhöhte Nutztierrisse zur Folge haben könnten. Nach dem bereits von der EU gestartetem Verfahren gegen Deutschland wegen einer zu zögerlichen Ausweisung von FFH-Schutzgebieten, bei dem Niedersachsen eine unrühmliche Rolle gespielt habe, drohe nun ein weiteres Vertragsverletzungsverfahren. Lesen Sie auch: Wildkamera nimmt Wolfsriss im Landkreis Celle auf Umstrittener Herdenschutz: Ein zentraler Aspekt der Beschwerde liege in der Prognose zukünftiger wirtschaftlicher Schäden. Auch weist die Verordnung eine Sonderregelung für den zumutbaren Herdenschutz bei Deichen und anderen Hochwasserschutzmaßnahmen auf. Hier sollen einfache Einzäunungen anstatt spezieller besonders hoher, stromführender Zäune die Wölfe von den Schafen fernhalten. Für eine derartige Erleichterung der Tötung von Wölfen bei Schafsrissen gibt es nach Ansicht des Nabu keine tragfähige rechtliche Grundlage. „Auch an Deichen lassen sich zumutbare Herdenschutzmaßnahmen durchführen“, meint Buschmann. Von Gabriele Schulte