Der Schlag hat offenbar gesessen: Nachdem US-Behörden Ende vergangener Woche den Filehoster Megaupload vom Netz genommen haben und die Betreiber auf Bemühen des FBI in Neuseeland festgenommen worden sind, zeigen jetzt die ersten anderen Filehosting-Anbieter Nerven. Konkurrent Filesonic etwa nahm am Montag vorsorglich einen Großteil des Angebots aus dem Netz. So können Nutzer dort zwar noch weiterhin Musik- und Filmdateien speichern, allerdings können sie diese Dateien nur noch selbst wieder herunterladen und nicht mehr mit anderen teilen.
Genau darauf basierte bisher das Konzept der Filehoster: Ein Teil der Nutzer lud Kopien von Filmen, Musikalben und Ebooks auf die Server der Anbieter. Über bestimmte Links, die im Internet in Foren und auf einschlägigen Webseiten veröffentlicht wurden, konnten dann andere Nutzer die Dateien herunterladen und kopieren. Um mit höchster Geschwindigkeit und ohne Einschränkungen Dateien herunterladen zu können, mussten die Nutzer eine Gebühr an den jeweiligen Filehoster entrichten. Der wiederum belohnte die Hochlader besonders gefragter Dateien mit Boni - schließlich sicherten die heißbegehrten Dateien den Zustrom immer neuer Nutzer.
Mit Megaupload haben die US-Behörden eine der größten Tausch-Plattformen vom Netz genommen, die Fahnder sprechen sogar vom bisher größten Schlag gegen Raubkopien im Internet. Megaupload hatte nach eigenen Angaben 180 Millionen registrierte Nutzer, verursachte zeitweise vier Prozent des gesamten Datenverkehrs im Internet und verzeichnete mehr als 50 Millionen Zugriffe pro Tag. Abseits von Megaupload gibt es allerdings noch zahlreiche weitere Anbieter mit identischem oder ähnlichem Konzept. Bei diesen Diensten herrscht nun Verunsicherung. So hat neben Filesonic offenkundig auch der Filehosting-Dienst Uploaded.to auf die Festnahme der Megaupload-Betreiber reagiert. Wie das Netzportal heise berichtet, hat Uploaded.to seinen Dienst für US-Anwender gesperrt. Einschränkungen gibt es auch beim Anbieter Fileserve: Dort wurde laut heise das Partner-Programm eingestampft, über das die Uploader besonders beliebter Dateien bislang ausgezahlt wurden.
Megaupload-Gründer bleibt hinter Gittern
Im Megaupload-Fall bleibt indes Kim Dotcom alias Kim Schmitz, der deutsche Gründer des Tauschdienstes, vorerst weiter hinter Gittern. Der Richter vertagte am Montag die Entscheidung über einen Antrag auf Freilassung des 37-Jährigen gegen Kaution, wie der neuseeländische Rundfunk berichtete. Dotcom, der in Deutschland als Kim Schmitz traurige Berühmtheit in der Internet-Branche und Hacker-Szene erlangte, erklärte sich für unschuldig. Sein Anwalt Paul Davison erklärte, Dotcom habe sich weder an der Verbreitung von Raubkopien noch an Geldwäsche beteiligt. Die Staatsanwälte in Neuseeland sperren sich gegen eine Freilassung auf Kaution. Dotcom habe immer noch genug Geld und verfüge unter anderem über einen Helikopter für eine Flucht. Die US-Behörden haben in Neuseeland einen Auslieferungsantrag gestellt.
Der US-Anklage zufolge war Megaupload ein zentraler Umschlagplatz für Raubkopien von Musik und Kino-Hits. Die Betreiber hätten die massiven Urheberrechtsverletzungen nicht nur gefördert, sondern auch selbst mindestens 150 Millionen Dollar daran verdient, lautet der Vorwurf. Das Auslieferungsverfahren könnte Monate dauern, sagen Rechtsexperten. Bei einem Schuldspruch drohen Kim Dotcom bis zu 20 Jahre Haft.
st/dpa