Hannover: Erstes Up-and-Coming Drehbuchfestival startet am Freitag

Der Erfolg von Filmen und Serien wie „Baylon Berlin“ oder „Berlin Alexanderplatz“ hängt entscheidend auch von ihrer Kunst ab – doch Drehbuchautoren und -autorinnen stehen selbst nur selten im Rampenlicht. Das soll sich nun ändern. Burkhard Inhülsen, bewährter Organisator des hannoverschen Up-and-Coming-Festivals, hat das erste deutsche Drehbuchfestival initiiert. „Durch das Festival soll deutlich werden, dass das Drehbuch wichtig ist“, sagt Inhülsen. Drehbuchautoren erhalten seiner Meinung nach gerade in Deutschland noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. Das liege auch daran, dass es nur wenige Möglichkeiten gebe, ein Drehbuch überhaupt zu lesen, sagt Inhülsen: „Dabei ist es eigentlich eine eigene literarische Größe.“ Neue Herausforderungen: Inhülsen ist hörbar stolz auf das, was sein Team und er jetzt auf die Beine gestellt haben – unter denkbar schwierigen Bedingungen. Als Initiator eines der weltweit größten Nachwuchs-Filmfestivals baut er eigentlich auf einen großen Erfahrungsschatz. Doch wegen Corona findet das neue Up-and-Coming-Drehbuchfestival nun online statt – und das Team um Inhülsen muss sich ganz neuen Herausforderungen stellen. Am Wochenende vom 27. bis 29. November wird es 16 moderierte Zoom-Konferenzen geben. Außerdem gehören zwei Livestreams zum Festival. Den Auftakt macht am Freitag ein Onlineveranstaltung mit Henk Handloegten, dem Autor und Regisseur der Fernsehserie „Babylon Berlin“. Beim zweiten Stream wird am Sonnabend der Drehbuchpreis des Festivals verliehen. Gefragter „Ideen-Check“: Die Zoom-Konferenzen decken verschiedene Themen rund ums Drehbuch ab. Schnell ausgebucht war der „Ideen-Check“, bei dem Nachwuchsautoren ihre Filmideen erfahrenen Autoren vorstellen dürfen. Für den Kurs „Raus aus der Komfortzone“ hatten sich eine Woche vor Beginn bereits 80 Teilnehmer und Teilnehmerinnen angemeldet. Dort geht es darum, welche Filme in Zukunft interessant sein könnten. Vielversprechend ist wohl auch der Talk mit Burhan Qurbani, dem Autor und Regisseur des Films „Berlin Alexanderplatz“. Im vergangenen Jahr wurde in Hannover erstmals der deutsche Drehbuchpreis vergeben. Dabei erreichten Inhülsen mit 159 eingereichten Skripten deutlich mehr Bewerbungen, als er erhofft hatte. „Das hat uns gezeigt, dass viele gute Autoren da sind“, sagt Inhülsen. So entstand die Idee, dem Thema Drehbuch ein ganzes Festival zu widmen. Drehbuchpreis als Vorläufer des Festivals: Dass der 2019 erstmals verliehene Nachwuchs-Drehbuchpreis gut ankam, zeigt sich auch an der gestiegenen Resonanz in diesem Jahr. 231 Drehbücher wurden eingereicht, davon schafften es 20 auf die Shortlist. Daraus wählte die Jury wiederum sechs Skripte aus. Diese stellen die Nachwuchsautoren am Sonnabend in einem Livestream vor, zwei von Ihnen werden mit dem Up-and-Coming-Drehbuchpreis ausgezeichnet. Die Gewinner des Preises erhalten jeweils 2000 Euro, gestiftet vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Inhülsen ist es wichtig, dass der Preisgewinn für die Autoren und Autorinnen nachhaltig ist – deshalb erhalten sie zusätzlich eine einjährige Junior-Mitgliedschaft im Verband Deutscher Drehbuchautoren. Zudem können die Gewinner und Gewinnerinnen sich innerhalb einer Autoren-Patenschaft mit Heide Schwochow und Toks Körner Tipps von erfahrenen Drehbuchautoren holen. Auftakt des Festivals am Freitag, 27. November, 19 Uhr, ist ein Talk in einer Onlineausgabe des Literarischen Salons. Hier spricht unter anderem Henk Handloegten, einer der Drehbuchautoren und Regisseure von „Babylon Berlin“. Der Link zum Stream wird auf der Internetseite des Up-and-Coming Drehbuchfestivals kurz vor Beginn der Veranstaltung zu sehen sein. Am Sonnabend findet die Preisverleihung des deutschen Drehbuchpreises statt. Vorab lesen bekannte Synchronsprecher und -sprecherinnen aus den sechs nominierten Drehbüchern vor. Auch dieser Stream wird auf der Website des Festivals zu sehen sein. Inhülsen bedauert, dass das Festival nicht in Präsenz stattfinden kann. „So ein Liveevent ist durch nichts zu ersetzen“, sagt er. Doch er sieht auch Positives an der digitalen Version des ersten Drehbuchfestivals: „Man erreicht viel mehr Leute, einige machen so vielleicht eher mit, als wenn sie nach Hannover hätten fahren müssen“, sagt er. Wie das wird, darauf sind auch Inhülsen und sein Team sehr gespannt. Lesen Sie auch: „Undine“ und „Berlin Alexanderplatz“ für Europäischen Filmpreis nominiert Drehbuchwettbewerb: Das Finale des ersten Deutschen Nachwuchs-Drehbuchpreises im Literarischen Salon Von Thea Schmidt