"Generations": Lutz Krajenski im Gartentheater Herrenhausen

Der Himmel über den Herrenhäuser Gärten verdunkelt sich und es beginnt zu regnen, so muss sich das Publikum einige Minuten länger gedulden, bevor Jazzorganist Lutz Krajenski und seine Band das Gartentheater in jazzige Schwingung versetzen. „Generations“ heißt das Projekt, mit dem Krajenski bekannte Musiker mit jungen Nachwuchskünstlern zusammenbringen will. Trotz Regen ausverkauft: In Regenmontur und unter Regenschirm verharren die mehr als 200 Gäste – das Konzert ist ausvekauft – mit ausreichend Abstand auf ihren durchnummerierten Sitzen. Als der Regen nachlässt, legt er dann los, der „Meister der Jazzorgelkunst“, wie ihn die neue Jazz-Club-Vorsitzende Vanessa Erstmann nennt. Mit ihm spielen Sascha Franck an der Gitarre, Stephan Abel auf der Klarinette und Nachwuchsdrummer Tobi Reckfort. Nach einem instrumentellen Konzertintro komplettieren die Sängerinnen Donata Jan und Olivia Higurashi das Ensemble. Das Publikum wird Zeuge eines Bühnenspiels, bei dem sich die Musiker die Bälle so zuspielen, als würden sie ein Gespräch miteinander führen – ein Gespräch über Instrument und Stimme. Generationenkonflikt adé: Wenn man der Band zuschaut, bekommt man den Eindruck, als gäbe es überhaupt keinen Generationenkonflikt. Die Musiker aus unterschiedlichen Generationen begegnen sich auf Augenhöhe, lassen einander genug Raum für Improvisation und finden am Ende dennoch einen gemeinsamen Takt. Lesen Sie auch: Juliano Rossi und Lutz Krajenski im Pavillon Doch ohne sich zu sticheln und die Töne bis zum nächsten tiefen Atemzug auszukosten, geht es trotz freundschaftlichem Miteinander nicht. Dem Publikum scheint es zu gefallen, die Lacher sind den Künstlern sicher. „Die Stadt ist so voller Musik“: Auch Musik kann nachhaltig sein: Das beweist Krajenski mit seinem Stück „Seine Truhe“, in dem er Intros verarbeitet, die es nicht in die Arrangements von Roger Cicero geschafft haben, für den er gearbeitet hat. Das ist eine etwas chaotisch anmutende Komposition, leicht verliert man hier die Orientierung, aber es macht Spaß, sich auf das Experiment einzulassen. Und: Langweilig wird es nie. Zum Abschluss des Abends zeigt sich Krajenski von seiner sentimentalen Seite: „Dieses komische Jahr bis hierhin hat mir gezeigt, dass ich unglaublich glücklich bin, in dieser Stadt zu wohnen. Ich bin nie weggekommen und nie weggegangen. Die Stadt ist so voller Musik“, sagt er und dankt all jenen, die Auftritte vor Publikum derzeit möglich machen. Die Erleichterung nach einem halben Jahr Konzertpause ist ihm deutlich anzumerken. Von der Bühne gehen wollen er und seine Band erst nach einer ausgiebigen Zugabe, auf die auch das Publikum mit Applaus reagiert, der nicht abebben will. Lesen Sie auch Juliano Rossi und Lutz Krajenski im Pavillon Von Monika Dzialas