Passing by: Kunst aus Hannover-Linden im Schaufenster

Eigentlich wirkt auf der Limmer Straße alles wie immer: Passanten und Passantinnen sowie die bunten Schilder von gegenüber spiegeln sich im Fenster des Restaurants „Notre Dame“. Und doch lässt sich noch ein anderes Bild der Limmer Straße entdecken – im Schaufenster sind die Fotografien des Künstlers Adnan Sharbaji zu sehen: In kühlem Schwarz-Weiß dokumentiert er darauf seine Straßenszenen. So porträtiert er zwei Personen im Vorbeigehen auf der verschneiten Straßen vor einem hell erleuchteten Geschäft. Vorbeigehen – so heißt auch die neue Schaufensterausstellung, die der interkulturelle Verein Kargah und das Freizeitheim Linden gemeinsam mit Künstlern und Künstlerinnen aus Linden oder mit einem engen Bezug zum Stadtteil initiiert haben. 18 Kunstschaffende zeigen in „Passing by“ ihre Werke in den Schaufenstern von Kultureinrichtungen, Läden, Reisebüros oder Restaurants. Die Fotografien, Bilder und Installationen sind mit Bezug zum jeweiligen Ausstellungsort ausgesucht: Elham Emambaksh etwa zeigt ihre Kunst zu Frauenthemen im Buchladen Annabee, der von einem Frauenkollektiv betrieben wird. Die teils großformatigen Bilder irritieren mit ihren Details, wie der Rumpf einer offenbar schwangeren Frau, deren Arm im schwarzen Hintergrund zu verschwinden scheint und deren Kleid wie Blutstropfen zu fließen scheint. Fotograf Michael Wallmüller zeigt Orte des Stillstands: Porträts des Stillstands sind am Apollo Kino zu sehen. Michael Wallmüller zeigt dort Fotografien von Gastronomie und Kulturszene im Lockdown aus seiner Serie „Still“. Die wenigen abgebildeten Personen wirken in seinen Werken wie verloren vor Theken und Bühnen. Verlieren kann sich der Blick auch im satten Blau auf dem Bild „Sehnsucht“ im Schaufenster des Reiseservice Linden. Das Werk der Künstlerin Mirija Zun erinnert an Meer, Strand und den Blick in die Ferne. Weil sich das Reisen in der Corona-Krise nicht empfiehlt, wird sich die Sehnsucht nach der Ferne wohl nicht so leicht stillen lassen. Doch damit bleibt Zeit genug, um einmal öfter im Vorbeigehen innezuhalten. Lesen Sie auch Hannover: Kulturkiosk Kargah zeigt Ausstellung „Ich male meine Stadt“ Die ausgestellten Werke sind mit einem QR-Code versehen, über den man zu allen beteiligten Orten und Kunstschaffenden gelangt. Informationen zu ihnen kann man auch auf der Website www.passingby.kargah.de abrufen. Zudem sind Flyer an den Ausstellungsorten erhältlich. Die Ausstellung ist bis zum 31. März zu sehen. Von Alina Stillahn