Philipp Dittberner singt im Lux Hannover

Es ist ja schon ein wenig gemein. Da sitzt man als Konzertkritiker an der Bar des Lux, mit dienstfertig gezücktem Notizbuch in der einen und einem Bier in der anderen Hand, und dann sagt Philipp Dittberner von der Bühne: „Der Kritiker an sich ist scheu und sich nicht bewusst, dass er sich in einem System befindet, das dabei ist, zugrunde zu gehen.“ Und würde gerade sowieso lieber Springsteen hören als Dittberner. Der Singer-Songwriter hat auf seiner Akustiktour auch einen passenden Song dazu im Gepäck, in dem es heißt: „Kritiker, ich hab dich lieb, und morgen schreibst du über mich eine schlechte Kritik.“ Schauen wir mal. Für die Akustiktour jedenfalls ist die dittbernersche Deutschpoptruppe zu dritt unterwegs, unterstützt wird der 30-Jährige von Schlagzeug und Keyboard, wobei Daniel Hassbecker an den Tasten hin und wieder auch zum Akkordeon und zum Cello greift und die Stücke musikalisch hauptsächlich trägt. Inhaltlich bewegen sich die Lieder in den Standardbereichen des deutschsprachigen Millennial-Pop. Da wird verlassen, da wird gesehnt, da wird getanzt und manchmal was von einem Kiosk geholt und dann auf einem Dach konsumiert, meistens in Berlin. Singen an der Bar: Mit zwei, drei dieser Lieder – hauptsächlich „Wolke 4“ und „Das ist dein Leben“ konnte Dittberner 2015 kleinere Radiohits landen. Beide spielt er in schlanken Akustikfassungen, beim Lied „Tretboot“ mit Akkordeonbegleitung sagt er: „Ich verstehe nicht, warum ich das nicht immer so gespielt habe.“ Ein paar Lieder später, zu „Mein alter Freund“, geht er von der Bühne und setzt sich zum Singen an die Bar. Dittberner hat sichtlich Spaß an den akustischen Arrangements seiner Lieder, hat Spaß in der Enge des Lux vor einem mit 200 Menschen eher kleinen, aber text- und tanzsicheren Publikum zu spielen. „Hannover“, sagt er, „war als Erstes ausverkauft.“ Charmant durchgezogen: Also, lieber Philipp, von Millennial zu Millennial (der übrigens Springsteen für ein wenig überbewertet hält): Nein, eine „schlechte Kritik“ gibt es hier nicht, dafür ziehst du dein Programm zu gut, zu charmant durch. Aber eine außergewöhnlich gute Kritik auch nicht. Dafür ist deine Musik etwas zu sehr, nun ja, Mittelmaß. Lesen Sie auch: Publikum verdreifacht: Philipp Dittberner beendet Tour im Capitol. Von Jan Fischer