Wie sich die Dimensionen manchmal verschieben: Beim ersten Lumix-Festival 2008 wären die Organisatoren stolz gewesen, wenn der Oberbürgermeister zur Eröffnung gekommen wäre. Heute ist der amtierende Oberbürgermeister Stefan Schostok nicht nur – wie 2010 Weil – dabei, sondern auch stolz, dass das Fotofestival seine Stadt bereichert. Schostok ist Fotofan, greift auch selbst gern mal zur Kamera, und er hat fotografierende Menschen an seinem schicken Arbeitsplatz, dem neuen Rathaus, ständig um sich, wie er im Hörsaal des Design Centers auf dem Expo-Gelände betont.
Was er auch betont, ist die weltweite Ausrichtung dieser mittlerweile rund um den Globus anerkannten Leistungsparade junger Dokumentarfotografie. „Herausragend“ seien die 60 ausgestellten Bildreportagen (die noch bis Sonntag zwischen 10 und 20 Uhr in sieben Gebäuden und einem Außenareal zu sehen sind), herausragend sei auch die Arbeit an der Hochschule in und für Hannover. „Rolf Nobel wollte Hannover zu einer Fotostadt entwickeln, und das ist ihm gelungen.“
Der Angesprochene, Leiter des Festivals, nutzte die Gelegenheit, auf die Wertigkeit des Fotojournalismus einzugehen. Eindringlich appellierte er an den Mut und die Fantasie der Bildjournalisten, über neue, eigene Wege nachzudenken und beispielsweise Crowdfunding-Projekte anzuschieben, wie es derzeit an einigen Stellen gelingt, um unabhängigen Qualitätsjournalismus zu machen und zu sichern. In einer bildorientierten Zeit sei die Dokumentarfotografie ein starkes Medium, das sich nicht von der Krise der Printmedien herunterziehen lassen dürfe.
Viel Lob gab es auch vom neuen Hochschulpräsidenten Josef von Helden, der – einem Zitat des amerikanischen Fotografen Arnold Drapkin folgend – den Enthusiasmus als wichtigste Eigenschaft dieses Berufs herausstellte. „Und was Enthusiasmus bewirken kann, das sehen wir hier.“