In den Wagnerverbänden herrscht Enttäuschung über die Neuregelung der Ticketvergabe für die Bayreuther Festspiele. Die Präsidentin des Richard-Wagner-Verbandes International, die hannoversche Musikprofessorin Eva Märtson, hat zwar Verständnis für die Entscheidung. „Dass wir dem Rotstift zum Opfer gefallen sind, ist aber natürlich bedauerlich“, sagte sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Ich trauere auch mit denen, die sagen: schade. Aber Grollen bringt nichts.“
Nach der Kritik des Bundesrechnungshofes sollen künftig 65 statt bislang 40 Prozent der Karten für die Richard-Wagner-Festspiele in den freien Verkauf gehen. Die Leidtragenden sind unter anderem die Wagnerverbände.
Jahrzehntelang bekamen die Verbandsvorstände Tickets für die Aufführungen - ohne jahrelange Wartezeiten. Nach Angaben Märtsons waren das rund 500 Tickets pro Jahr. Doch das ist nun vorbei. „Das war ein Geschenk - das wir im übrigen immer bezahlt haben“, betonte Märtson. „Aber es war eine Geste auf Zeit.“
Allerdings sei die bevorzugte Behandlung bei der Ticketvergabe immer auch Anerkennung der Verbandsarbeit gewesen. „Wir machen unsere Arbeit und sammeln tausende von Euros. Aber Ehrenamt heißt nun mal Ehrenamt - und dafür gibt es keine Gegenleistung.“
Dennoch will Märtson noch einmal mit den Festspiel-Chefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier und dem Verwaltungsrat sprechen. „Vielleicht kann man wenigstens für unsere ausländischen Verbände etwas machen“ - oder dafür sorgen, dass die Wartezeiten für Verbandsmitglieder nicht allzu lang seien. Und ansonsten gebe es ja gerade im bevorstehenden Wagner-Jahr 2013 viele andere Möglichkeiten, Aufführungen zu besuchen. „Inzwischen gibt es soviel Wagner auf der Welt, dass wir in den Veranstaltungen 2013 glatt ertrinken werden.“
dpa