Herr Emmerich, man könnte aus Ihrem Film schließen, dass der ärgste Feind Amerikas längst im eigenen Land steht.
Nicht nur im eigenen Land, sondern im eigenen Haus. Als Obama 100 Tage im Amt war, habe ich einen klugen Artikel gelesen. Da stand drin, dass es Obama schwerer haben würde als jeder andere Präsident, weil das große Geld gegen ihn steht. Und in den USA gilt nun mal „all about money“. Ich möchte nicht in seinen Schuhen stecken.
Meinen Sie die Rüstungsindustrie?
Oh ja, aber nicht nur die allein, es geht auch um Energie, Öl, alles. Deshalb wird der US-Wahlkampf auch immer schwieriger: Jede Firma kann heute in den USA so viel Geld, wie sie will, in den Wahlkampf pumpen. In Deutschland gibt es Beschränkungen – aus guten Gründen. Obama aber konnte die Wahl nur gewinnen, weil er die kleinen Leute hinter sich versammelte, die zehn, 20 oder 50 Dollar spendeten.
Ist Obama eine Lichtgestalt?
Für mich ist er ein großer Präsident. Er war der erste, der gesagt hat, dass er die Heirat unter Schwulen gut findet. Bei Bush hätten Sie ewig auf so einen Satz warten können.
Wir reden hier dauernd über Politik. Ihr Film ist doch typisches Popcorn-Kino. Oder etwa nicht?
Zunächst mal muss ein Film spannend sein. Wenn man das schafft, kann man den Leuten auch verkaufen, was man vielleicht selber denkt. Das mache ich mit jedem Film. Es macht ja auch Spaß, so eine Message einzubauen.
Verstehen Sie Ihren Film tatsächlich als eine Art Rückendeckung für Obama?
Ob Rückendeckung oder nicht: Der Mann ist in seiner letzten Amtsphase. Ich hoffe, dass er wenigstens noch ein paar Dinge durchsetzen kann. Ich habe totale Angst, dass der nächste Präsident die Krankenversicherung für arme Leute wieder abschafft. Endlich gibt es die, und dann kommen diese reichen Idioten und wollen die Versicherung kassieren.
Warum demolieren Sie eigentlich immer wieder das Weiße Haus? Warum nicht mal die Freiheitsstatue?
Die Freiheitsstatue stand in amerikanischen Filmen immer schon im Blickpunkt. In einem meiner Lieblingsfilme, in „Planet der Affen“, sinkt Charlton Heston am Ende auf die Knie, als er die Reste der Freiheitsstatue im Sand entdeckt. Das Weiße Haus dagegen wurde früher nie als Symbol verwendet. Das ist sozusagen die letzte heilige Kuh, die man noch hat schlachten müssen.
Wird es Ihnen als einem Zugewanderten übel genommen, dass Sie die Kuh ins Schlachthaus führen?
Die Amerikaner sagen ja nicht: Oh, der Regisseur ist ein Deutscher. Über dem Film steht: vom Regisseur von „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“ und „2012“. Eher schon interessieren sich rechtsgerichtete Journalisten für meine Herkunft.
Wird in den USA viel über den militärisch-industriellen Komplex geredet, der in Ihrem Film das Zentrum des Bösen ist?
Ich glaube nicht, dass in Amerika noch freier Journalismus existiert. Es gibt noch ein paar Leute wie Jon Stewart und Bill Maher, die die Wahrheit sagen. Aber die werden als Comedians bespöttelt. Tatsächlich ist kaum etwas davon zu lesen, welche Unsummen die USA ins Militär pumpen. Die Straßen sind desolat, die Flughäfen sehen schlimmer aus als die in der Dritten Welt, und mit den Schulen geht es abwärts. Aber die besten Drohnen haben die Amerikaner schon.
Dann müssen Sie enttäuscht gewesen sein, als Obama ankündigte, Syrien zu bombardieren.
Der Mann hat’s schwer. Er kann gar nicht alle Erwartungen erfüllen. Er hat sich selbst ein Ei ins Nest gelegt, als er die Kampagne „Hope“ gestartet hat. Das ist so, als wenn du einen Film bewirbst, und dann bleibt er hinter den Erwartungen zurück. Der Film ist vielleicht gut, aber nicht gut genug. Deshalb wird er runtergemacht.
Hat Obama „White House Down“ gesehen?
Wir haben ihm eine DVD geschickt. Aber ich habe allen gesagt: Erwartet bitte keine öffentliche Äußerung. Der Mann kann sich ja kaum noch rühren. Kürzlich hat er einem Marine die Hand geschüttelt und nicht salutiert, als er in den Hubschrauber stieg. Das hat einen Skandal ausgelöst. Alle haben geschrien: Was ist das für ein Präsident? Tja, das ist genau der Präsident, den ich haben möchte.
Können Sie sich vorstellen, auch mal das Bundeskanzleramt zu zerstören? Wer würde bei Ihnen Angela Merkel spielen?
Meryl Streep! Mit der will ich immer schon mal arbeiten. Allerdings ist die Zerstörung von Regierungsgebäuden im Kino eher eine amerikanische Angelegenheit. Das Bundeskanzleramt hat auch nicht diese Bedeutung. Besetzt jemand das Weiße Haus, löst er eine Weltkrise aus. Kidnappt jemand die Bundeskanzlerin, ist das auch eine supergroße Geschichte, aber doch nicht ganz so groß. Das ist einfach so.
Sie planen eine Fortsetzung von „Independence Day“. Muss das Weiße Haus schon wieder dran glauben?
Wir fangen erst 2015, 2016 an zu drehen. Es gibt noch keine Anhaltspunkte.