Bei Joko und Klaas hat das Chaos einen Namen: Es heißt Olli Schulz. Der Künstler tritt immer dann in Aktion, wenn die PRO7-Show „Circus Halligalli“ ein bisschen zu routiniert dahinplätschert. Dann stänkert Olli Schulz wie Kai aus der Kiste von seinem Platz im Publikum aus gegen die beiden Moderatoren. Oder er flitzt direkt auf die Bühne, um mit Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt zu rangeln. So wie früher in der Grundschule. Mit dem Unterschied, dass heute nicht nur die 20 Klassenkameraden das Treiben fasziniert bis fassungslos verfolgen, sondern viele Hundertausend Zuschauer.
Olli Schulz, der am Montagabend erstmals in einer eigenen Fernsehshow auf PRO7 auftritt, ist neben Kurt Krömer der vielleicht größte TV-Anarcho, den es in Deutschland gibt. Anders als die unzähligen sogenannten Comedians, die in x-beliebigen Fußgängerzonen x-beliebige Passanten vor laufender Kamera vorzuführen versuchen, hat der 39-Jährige eine Mission: Er will unterhalten, ohne zynisch zu sein. Und deshalb sucht er sich Opfer, die es sich im Zynismus behaglich eingerichtet haben. Denen geht Olli Schulz dann mit seinem TV-Alter-Ego so richtig auf den Keks. Er geht an Grenzen. An die seiner Opfer – und an die eigenen. Am Anfang ist das meist noch lustig, doch je länger Olli Schulz seine Rollen spielt, desto mehr tut das auch beim bloßen Zuschauen weh.
So wie bei der Premiere von Helmut Dietls Film „Zettl“: Als Charles Schulzkowski stand er am Roten Teppich in Berlin. Eigentlich gibt’s da nur Plattitüden zu holen: „Das Team war nett. Eine großartige Erfahrung. Bitte keine Fragen zum Privatleben“, ätzte Schulz gegen die vorhersehbaren Antworten auf die Wohlfühlfragen der Boulevardjournalisten. „Sie alle machen sich zu Erfüllungsgehilfen einer entsetzlichen Marketingmaschinerie, in der kein Platz ist für das Unperfekte, das Unvorhersehbare.“ Er selbst trank ein paar Kurze und forderte die Promis auf, es ihm gleichzutun. Einige wenige machten das tatsächlich: Jörg Thadeusz trank mit ihm Brüderschaft und auch Hellmuth Karasek. Die meisten anderen aber machten angewidert einen großen Bogen um Schulz. „Bulli, alte Hundelunge“, rief er dem sichtlich genervten Michael „Bulli“ Herbig zu, „wollen wir ’n Lütten trinken?“ Herbig wollte nicht – und bald wollten auch die Security-Leute nicht mehr. Zeternd trollte sich Schulz – und bescherte Joko und Klaas damit einen der besten Momente ihrer subversiven kleinen Show „neoParadise“.
Als PRO7 die beiden Moderatoren von ZDFneo abwarb, nahmen sie Schulz mit. Und retteten mit dem Mann, der Hauptberuflich eigentlich Songwriter und Sänger ist, zumindest ein paar Minuten Subversion in den Mainstream. Am Montagabend nun hat der 39-Jährige ganze 45 Minuten, die er nicht mit Joko und Klaas teilen muss. „Schulz in the Box“ heißt das Format, das er zusammen mit „Circus Halligalli“-Redaktionsleiter Thomas Schmitt entwickelt hat: Sein Team verfrachtet ihn dabei an ungewöhnliche Orte, an denen er innerhalb von 24 Stunden ungewöhnliche Aufgaben erfüllen muss. Das Ganze ist eine Mischung aus „Wild Germany“-Exotismus und Mutproben, wie sie einst in der MTV-Sendung „Jackass“ zu sehen waren.
Zum Auftakt der Reihe verschlägt es Schulz am Montag in eine Hippiekommune, die mit dem Verkauf von selbst gedrehten Pornos den Regenwald retten will. Der 39-Jährige, dem seit seiner Zeit als Bandbusfahrer und Roadie nichts Menschliches mehr fremd ist, bringt die besten Voraussetzungen für das Format mit: „Ich schäme mich für nichts“, hat er kürzlich in einem Interview betont. Die Frage ist, ob das den Zuschauern ähnlich geht.
„Schulz in the Box“, Montag ab 22.15 Uhr auf PRO7.