Sie war die letzte Kandidatin bei der Casting-Show „Unser Star für Oslo“ von TV-Moderator Stefan Raab (43), stürmte etwas unbeholfen auf die Bühne, strich sich noch einmal die schwarzen Locken hinter die Ohren und atmete tief durch. Und plötzlich sang die Hannoveranerin Lena Meyer-Landrut (18) „My Same“ der britischen Soulsängerin Adele – und begeisterte ein Millionenpublikum. Ihre Stimme spielte geradezu mit dem nicht einfachen Soulsong, ein neckischer Hüftschwung und ihre natürliche Ausstrahlung sorgten für pure Begeisterung. Selten wirkte ein Auftritt bei einer Castingshow so unbefangen, so grundsympathisch. Die Jury war verzückt. „Das hat mich echt gekickt! Geil!“, lobte der Initiator der Show Stefan Raab. Der Auftritt habe Einzigartigkeit, Unangepasstheit und Originalität gehabt. Marius Müller Westernhagen (61) sprach von „Star- appeal“ und Yvonne Catterfeld (30) schwärmte: „Ich knutsch dich und kauf mir deine Platte!“ Meyer-Landrut gewann den Einzug ins Halbfinale und gilt als Kandidatin für den ersten Platz im Wettbewerb – sie würde für Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ starten.
Meyer-Landrut konnte die Aufregung um ihre Person gestern kaum verstehen. „Ich bin von der Reaktion einfach überwältigt. Dieses Gefühl kann ich nicht in Worte fassen. Das ist die pure Reizüberflutung“, sagte sie am Mittwoch nach einer langen Aftershow-Party in Köln. Für Raab stand sie überhaupt das erste Mal vor einem Mikrofon, überraschte nicht nur den Entertainer, sondern sich selbst. „Ich hab’ schon immer gern gesungen, zu Hause, bei Schulaufführungen an der IGS Roderbruch und unter der Dusche“, erzählte die 18-Jährige. Und sie habe auch geahnt, dass ihre Stimme nicht die schlechteste ist. „Aber mit so einem Ergebnis habe ich nicht gerechnet“, sagte Meyer-Landrut.
Ein Auftritt bei der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ mit Dieter Bohlen (55) kam für sie nicht infrage. „Ich will keine Homestory und habe keine Lust darauf, dass mein Leben publiziert wird!“, sagte Meyer-Landrut selbstbewusst. Sie wolle sich nicht verbiegen lassen und einfach ihr Ding machen. Bei Raab habe sie das Gefühl, dass es in erster Linie um die Musik geht. „Dafür muss man sich nicht anpassen.“
Trotzdem wächst das Interesse an dem Überraschungstalent. Allein gestern haben sich Hunderte Fans auf Meyer-Landruts Internetprofil bei „Facebook“ gemeldet und sie mit Glückwünschen überschüttet. Bei einer HAZ-Internetumfrage stimmten gestern 84 Prozent dafür, dass sie direkt nach Oslo zum Songcontest fahren soll. Die Begeisterung ist überwältigend. Und langsam glaubt auch Meyer-Landrut daran, dass sie es schaffen könnte. „Ich hoffe es doch! Eigentlich bin ich nicht angetreten, um zu gewinnen“, sagt die 18-Jährige. Sie wollte sich lediglich ausprobieren. „Aber nun werde ich alles geben, um auch zu gewinnen!“
Mit dem Wort Popstar hat Meyer-Landrut trotzdem ein Problem. „Eigentlich möchte ich nur bleiben, wie ich bin“, sagt sie. Meyer-Landrut wohnt noch bei ihrer Mutter, macht demnächst ihr Abitur, will vielleicht Schauspiel studieren oder ein Freiwilliges Kulturelles Jahr machen und weiter in die Glocksee, zu Faust und ins Béi Chéz Heinz feiern gehen – eher alternative Klubs weit weg von Glamour-Diskos. Das klingt ziemlich geerdet. Aber vielleicht liegt darin auch ihr ganzes sympathisches Geheimnis.
Nächste Vorstellung: Dienstag, 16. Februar, um 20.15 Uhr auf Pro7.
Umfrage: Soll Lena Meyer-Landrut für Deutschland in Oslo starten?
Video: Lena Meyer-Landruts Auftritt bei Stefan Raab
Jan Sedelies