Bis Juli hatte sie mit ihrem Sohn Roman und ihrem Mann in der 800-Seelen-Gemeinde in einem Einfamilienhaus gelebt, nach der Trennung von ihrem Mann war sie in die 30 Kilometer entfernte Kleinstadt Lörrach gezogen, wo sie seither in einem Nebenraum ihrer Anwaltskanzlei lebte. Nachbarn berichten, es sei der ausdrückliche Wunsch der 41-jährigen gewesen, dass ihr Sohn in der vertrauten Umgebung beim Vater bleibe.
Der kleine Roman besuchte den katholischen Kindergarten in Häg-Ehrsberg und wurde von zwei Tagesmüttern betreut. Seine Mutter soll ihn bisweilen im Kindergarten abgeholt oder im Dorf besucht haben. Im Dorf war von einer Trennung der Eltern zunächst nichts bekannt. Sabine R. sei aus beruflichen Gründen nach Lörrach gezogen, hieß es. „Wie es auf dem Dorf ist, wurde sie sofort dafür verdammt, dass sie ihr Kind zurücklässt und alleine in die Stadt zieht“, sagte eine Tagesmutter. „Man unterstellte ihr, sie wollte partout Karriere machen. Dabei hatte sie sich erst vor Weihnachten als Rechtsanwältin selbstständig gemacht.“ Sabine R. habe weder verbittert noch verwahrlost gewirkt.
Doch wodurch geriet die sportliche Frau mit dem burschikosen Haarschnitt so aus der Bahn, dass sie ihren Sohn bewusstlos schlug und mit einer Plastiktüte erstickte? Wie kam es zu dem Amoklauf? Die Polizei befragt weiterhin Freunde und Angehörige, um Näheres über die Hintergründe der Beziehungstat in Erfahrung zu bringen. „Wir sprechen mit Menschen, die schwer traumatisiert sind, das ist nicht einfach“, sagt Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer. „Letzte Gewissheit bekommen wir vielleicht nie.“ Mittlerweile wurde bekannt, dass die Anwältin auf dem Weg zum Krankenhaus auch auf eine 70-Jährige mit einem Rollator und ein vorbeifahrendes Auto geschossen hatte.
In der Lörracher Nachbargemeinde Riehen jenseits der Schweizer Grenze ereignete sich unterdessen ein weiteres Familiendrama. Die Polizei fand am Mittwoch ein 13-jähriges Mädchen und deren Eltern erschossen in der Wohnung. Die Staatsanwaltschaft geht von „erweitertem Suizid“ aus.
dpa