An einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen wurde der Aufbau des menschlichen Körpers jahrelang an einem echten Skelett demonstriert – bis jetzt: Schüler haben die menschlichen Überreste beerdigen lassen.
Niemand wisse mehr, wann und wie das Skelett einer unbekannten Frau an die Schule gelangt sei, sagte Lehrerin Birgit Heck-Wattjes am Freitag in Stolberg bei Aachen. "Es gab immer Schüler, denen das unheimlich oder unangenehm war."
Abschiedsgottesdienst für Schul-Skelett
Außerdem entspreche es nicht der Vorstellung von Würde nach dem Tod, wenn ein Skelett für den Biologie-Unterricht von einem Klassenraum in den anderen getragen werde, sagte Heck-Wattjes. Die 16 Jahre alten Schüler des Religionskurses im Ritzefeld-Gymnasium setzten sich deshalb bei der Stadt für die letzte Ruhe der Unbekannten ein. "Die haben uns das erst nicht geglaubt", erzählte die Schülerin Alina Ganser – die Stadt habe deshalb sicherheitshalber noch mal im Schulsekretariat angerufen.
Als die Zusage für eine anonyme Bestattung kam, montierten die Schüler gemeinsam das Skelett auseinander, legten es in eine geschmückte Kiste und feierten einen Abschiedsgottesdienst. "Uns ist mitgeteilt worden vom Schulamt, dass es auf einem bestimmten Friedhof hier in Stolberg beigesetzt worden ist", sagte die Lehrerin.
Echte Skelette auch an anderen Schulen
Für Alina Ganser aus dem Kurs war es schon komisch, wenn sie mit dem echten Skelett Unterricht hatten. "Niemand wusste, was das für ein Mensch war", sagte die 16-Jährige. Der Überlieferung nach soll das Skelett aus Vietnam stammen, erzählt Biologie- und Religionslehrerin Heck-Wattjes. "Das ist ein weibliches Skelett, das sieht man an der Form des Beckens. Und es ist eine erwachsene Frau, das sieht man an den Zähnen. Sie ist ungewöhnlich klein."
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, sagte: "Echte Skelette an Schulen sind heute sicher der Ausnahmefall." Er gehe davon aus, dass höchstens zehn Prozent der im Biologieunterricht eingesetzten Skelette echt seien. "Betroffenen Schulen empfehle ich, die Präparate nicht mehr einzusetzen. Immerhin handelt es sich um menschliche Überreste."
Am Ritzefeld-Gymnasium wird jetzt ein neues Skelett im Biologie-Unterricht eingesetzt – es ist aus Kunststoff.
dpa/RND/wer