Momentan vertrauen demnach nur noch neun Prozent der Bundesbürger den Parlamentariern und Regierungsmitgliedern. Im vergangenen Jahr hat der Anteil der den Volksvertretern Wohlgesonnenen noch bei immerhin 14 Prozent gelegen. Auch im europaweiten Vergleich stehen Deutschlands Politiker vergleichsweise schlecht da. Im Durchschnitt geben 17 Prozent der Europäer an, ihren Politikern zu vertrauen.
Als Grund für das Imageproblem sehen die Marktforscher neben dem Schwenk der Berliner Regierungskoalition in Sachen Atomkraft auch den Streit um das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“. „Die Politik hat weder von dem kräftigen Wirtschaftsaufschwung noch vom Atomausstieg nach dem Fukushima-Unglück profitiert“, sagte GfK-Vorstandschef Klaus Wübbenhorst am Freitag. „Die Bevölkerung empfindet anscheinend die Ausstiegsentscheidung der Politiker als nicht authentisch“, fügte er hinzu.
Auch die Skandale um abgeschriebene Doktorarbeiten spielten Wübbenhorst zufolge eine große Rolle. Im März musste Verteidigungsminister und Polithoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg nach einer zähen Abfolge von Unschuldsbeteuerungen und Medienkritik zugeben, dass er seine Promotion zu großen Teilen nicht selbst verfasst hatte. Auch der Entzug des Doktortitels von FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin wegen Plagiatsvorwürfen in dieser Woche ist kaum dazu angetan, Vertrauen zurückzuwgewinnen – genauso wenig, wie ihre Verteidigungsstrategie. Ihre Doktorarbeit sei „nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft“, erklärte die Politikerin am Mittwoch freimütig. Allerdings sei all das der Universität Heidelberg seit elf Jahren bekannt und in dem Erstgutachten nachzulesen. Der Doktorvater sagte gestern, er sei ob der forschen Vorwärtsverteidigung der Politikerin „irritiert“.
Vertrauen verloren haben der GfK-Umfrage zufolge aber auch Umweltschutzorganisationen: Mit 69 Prozent büßten sie im Vergleich zum Vorjahr sieben Prozentpunkte ein. Das Image von Bankern leidet immer noch unter den Auswirkungen der schweren Finanzkrise. Ihnen schenkten genauso wie im Vorjahr immerhin 57 Prozent der Deutschen Vertrauen. Leicht verbessert hat sich das Image der Manager. 20 Prozent der Bundesbürger stufen sie als vertrauenswürdig ein – im Vorjahr waren es noch 17 Prozent.
Vergleichsweise geringes Ansehen genießen auch Werbefachleute (33 Prozent) und Journalisten (44 Prozent). Die Reputation des Klerus hat sich nach den Missbrauchsfällen im Vergleich zum Vorjahr leicht erholt: Pfarrer und Priester halten 56 Prozent der Deutschen für vertrauenswürdig – nach 55 Prozent im Vorjahr.
Besonders großes Vertrauen genießen Feuerwehrleute (98 Prozent), Ärzte (89 Prozent), Postangestellte (86 Prozent), Polizisten (85 Prozent) und Lehrer (84 Prozent).