Die USA wollen statt 2500 nun bis zu 5000 eigene Soldaten in dem deutschen Einsatzgebiet in Nordafghanistan stationieren. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht von „Spiegel online“. In einer Unterrichtung an den Bundestag vom 27. Januar heißt es: „Aufgrund des aktuellen Lagebildes ist davon auszugehen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nunmehr insgesamt bis zu 5000 Soldatinnen und Soldaten in der Nordregion einsetzen werden“. Bisher war von 2500 US-Soldaten die Rede. Rund 1500 sollen laut „Spiegel online“ in Kundus angesiedelt werden, wo die Bundeswehr ein Feldlager mit 1200 Soldaten hat.
Der Oberbefehlshaber der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF), Stanley McChrystal, hatte jüngst betont, die amerikanischen Truppen würden dem deutschen Regionalkommandeur, Brigadekommandeur Frank Leidenberger, unterstellt. „Sie sollen in erster Linie bei der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte helfen. Sie sollen die Deutschen nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen und unterstützen. Wir wollen damit zeigen, wie wichtig der Norden ist.“
Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte am Freitag der der Deutschen Presse-Agentur dpa, es gebe noch eine Reihe offener Fragen, etwa ob das Regionalkommando Nord auch in Zukunft weiter von den Deutschen geführt werde. „Die Dinge sind gerade ziemlich im Fluss“, sagte Arnold mit Blick auf den bei der Afghanistan-Konferenz in London beschlossenen Strategiewechsel. Dieser sieht mehr Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte und auch ein schärferes Vorgehen gegen die Taliban vor. Allein die USA wollen insgesamt 30 000 zusätzliche Soldaten entsenden.
Die Entsendung der Soldaten nach Nordafghanistan stößt bei Friedensbewegungen massiv auf Kritik. „Im Klartext bedeutet das die Ausweitung des US-amerikanischen Modells der Aufstandsbekämpfung, mehr tote Zivilisten und mehr tote und traumatisierte Soldaten“, sagte die Vorsitzende der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Angelika Claußen, am Freitag in Berlin. Der von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bei der Afghanistan-Konferenz in London verkündete Strategiewechsel stelle eine „gezielte Täuschung der Öffentlichkeit“ dar, so Claußen bei einer Veranstaltung mit der Friedensbewegung Pax Christi. Nur eine zivile Lösung bringe Afghanistan Frieden.
Bei Gefechten in Afghanistan ist ein deutscher Soldat schwer verwundet worden. Wie das Einsatzführungskommando in Potsdam am Freitag mitteilte, ist er in Masar-i-Scharif operiert worden und soll nach Deutschland gebracht werden. Lebensgefahr bestehe nicht.
Der Mann war den Angaben zufolge zusammen mit anderen Soldaten des Regionalen Wiederaufbauteams südwestlich von Kundus unter Beschuss aus Handwaffen und Panzerfäusten geraten. Die deutschen Soldaten hätten das Feuer erwidert, teilte die Bundeswehr mit.
In der Hauptstadt der Provinz Helmand, Lashkar Gar, lieferten sich Sicherheitskräfte am Freitag heftige Kämpfe mit einem Taliban-Kommando. Auf dem Dach eines im Bau befindlichen Gebäudes verschanzten sich nach Angaben der Behörden fünf oder sechs Angreifer, die Sprengstoffwesten trugen. Sie wurden nach Berichten von Augenzeugen aus Kampfhubschraubern beschossen. Mindestens zwei Angreifer sprengten sich laut Polizei in die Luft.
Ein Taliban-Sprecher sagte, der Angriff habe sich gegen die UN-Vertretung in Lashkar Gar und gegen ein Gästehaus der Regierung gerichtet. Nach seinen Worten wurden bei den Kämpfen 20 Ausländer getötet.
dpa/ap