Universitätspräsident Rüdiger Bormann sagte am Abend vor Journalisten in Bayreuth, der Promotionsausschuss der rechtswissenschaftlichen Fakultät sei einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass Guttenberg den Doktortitel nicht mehr führen dürfe.
„Guttenberg hat wissenschaftliche Standards objektiv nicht eingehalten“, sagte Bormann. „Die wörtliche und sinngemäße Übernahme von Textstellen ohne hinreichende Kennzeichnung verstößt gegen die Rechtsprechung und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens.“
In der vorigen Woche hatte erstmals ein Bremer Professor in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) auf Übereinstimmungen zwischen der Dissertation und zuvor erschienenen anderen Texten aufmerksam gemacht. Anfangs wies der Verteidigungsminister alle Vorwürfe dieser Art als „abstrus“ zurück.
Kurz nach der SZ-Veröffentlichung wies die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) darauf hin, dass ganze Absätze der Einleitung zu Guttenbergs Arbeit aus einem zuvor veröffentlichten FAZ-Artikel stammen.
Nicht geklärt wurde von dem Promotionsausschuss in Bayreuth die Frage, ob Guttenberg bewusst getäuscht hat. „Das wäre sicherlich ein längerer Prozess gewesen, das dezidiert nachzuweisen“, sagte Bormann. Die Universität habe darauf verzichtet, weil Guttenberg inzwischen selbst um die Rücknahme seiner Dissertation gebeten habe. Wenn sich in solchen Fällen Einmütigkeit anbiete, werde üblicherweise der einfachere Weg und nicht der zeitlich längere gewählt, sagte Bormann.
Guttenberg hatte sich für den Fall eines für ihn günstigen Untersuchungsergebnisses vorübergehend ausdrücklich die Möglichkeit vorbehalten, den Doktortitel wieder zu führen. Auch diese Position gab Guttenberg aber auf, als er am Montag bei einer CDU-Veranstaltung in Hessen verkündete, er wolle dauerhaft auf den Doktortitel verzichten.
SPD, Grüne und Linkspartei empfahlen am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des Bundestages die Entlassung des Ministers. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, hält Guttenbergs Krisenmanagement für nicht optimal. „Die Glaubwürdigkeit des Ministers ist angekratzt“, sagte Kirsch dieser Zeitung. Die Bundeswehr als Ganzes werde mit der Angelegenheit in Verbindung gebracht, meinte Kirsch. „Der Minister ist nicht gestärkt aus der vergangenen Woche hervorgegangen.“
Stefan Koch und Michael M. Grüter