„Die norddeutschen Länder kämpfen hier über Landes- und Parteigrenzen hinweg“, sagte McAllister am Donnerstagabend der HAZ. Unterdessen verdüstern sich die Aussichten für die Emder Nordseewerke, einen Windkraftzulieferer. Hier sind 700 Arbeitsplätze bedroht.
Der Richtungsstreit unter den Ministerpräsidenten wurde am Donnerstag durch die Thüringer Regierungschefin Christine Lieberknecht (CDU) angefacht. Sie zweifelte öffentlich daran, ob die schon vor Jahren unter der rot-grünen Bundesregierung festgelegten Ziele zum Ausbau der Windenergie in der Nord- und Ostsee noch zeitgemäß sind. Dies müsse man „hinterfragen“, sagte Lieberknecht. Aus dem Kreis der anderen Länder hieß es, Lieberknecht habe offenbar nur Sorge, eine neue Höchstspannungstrasse durch den Thüringer Wald hinnehmen zu müssen. Die sei nötig, um den Offshore-Strom nach Süddeutschland abzuleiten.
McAllister kann bei seinem Werben für die Offshore-Energie auf geschlossene Unterstützung der anderen norddeutschen Regierungschefs setzen, vor allem auf Torsten Albig (Schleswig-Holstein) und Erwin Sellering (Mecklenburg-Vorpommern). Albig sagte am Donnerstag, die Windenergie dürfe nicht gedeckelt werden. Der Bund müsse seine Anstrengungen verstärken, so fehlten immer noch brauchbare Haftungsregeln für Netzbetreiber, ohne die nötige Anschlüsse der Windparks sich verzögern. Sellering erklärte, die Länder sollten sich auf die Offshore-Förderung verständigen. „Weniger schön wäre es, wenn wir die Kanzlerin als Schiedsrichterin anrufen müssten.“
Unterdessen trüben sich die Hoffnungen für die insolventen Siag Nordseewerke in Emden mit ihren 700 Mitarbeitern ein. Das Unternehmen stellt Fundamente für Offshore-Windräder her. Vergangenen Freitag war die Firmenleitung aufgefordert worden, einen Liquiditätsplan vorzulegen, auf dessen Grundlage die Nord/LB einen „Masse-Kredit“ gewähren könnte. Dies soll als Grundlage dafür dienen, dass ein Auftrag über 40 Fundamente für den Windpark „Global Tech II“ wie geplant abgewickelt werden kann. Wie es heißt, sind die Siag-Zahlen aber derart schlecht, dass nicht einmal dieser „Masse-Kredit“ gewährt werden kann. Die Unternehmensführung bleibt ihren „Liquiditätsplan“ bisher offenbar schuldig. Die Hoffnung ist nun, dass der russische Übernahmeinteressent die Nordseewerke aus ihren finanziellen Engpässen befreien kann.