Pistorius bittet wegen Corona um Aufschub des Castor-Transports

Anfang November sollten eigentlich Castortransporte aus dem englischen Sellafield via Niedersachsen ins hessische Biblis rollen. Doch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) jetzt um einen Aufschub des polizeilich stark abgesicherten Atomtransportes gebeten – wegen der steigenden Corona-Infektionen. Derzeit sei der Transport „nicht vertretbar“, heißt es in einem Schreiben an den Bundesinnenministerium. Bereits im März verschoben: Zur Rücknahme der Castorbehälter aus der englischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield ist die Bundesrepublik verpflichtet. Die hochstrahlende Fracht sollte über Nordenham nach Biblis gebracht werden und nach HAZ-Informationen auch Hannover durchqueren. Pistorius weist jetzt daraufhin, dass der Transport zahlreiche Landkreise wie auch Städte passieren würde, in denen die Corona-Inzidenzwerte bereits überschritten seien. Ob und wie das Bundesinnenministerium reagiert, war bis Mittwochabend unklar. Auf eine Anfrage der HAZ antwortete das Ministerium nicht. Bereits am Montag dieser Woche hatte das ebenfalls mit den Castor-Transporten befasste Bundesumweltministerium eher abwartend bis ablehnend reagiert. Man habe Vorsorge getroffen, die Mitarbeiter zu schützen, beobachte aber die Entwicklung der Pandemie kontinuierlich, antwortete die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf eine Anfrage des Wolfenbütteler Bundestagsabgeordneten Victor Perli (Die Linke). Dieser hatte (wie jetzt auch Pistorius) darauf hingewiesen, dass der bereits für März dieses Jahres geplante Castortransport wegen des Ausbruchs der Corona-Epidemie verschoben worden war. Perli kritisierte den Transport scharf. Es passe nicht zusammen, wenn die Bundesregierung wegen der Pandemie Kontaktbeschränkungen fordere und gleichzeitig Tausende von Polizisten zusammenziehen wolle. Hessen bereitet sich vor: Unterdessen erklärte das Land Hessen, man sei auf den Castortransport ins hessische Biblis gut vorbereitet und sehe ihn gelassen.Ob er stattfinde, habe das Bundesinnenministerium zu entscheiden. Auch die Tatsache, dass zur Polizeisicherung viele Beamtinnen und Beamte aus verschiedenen Bundesländern eingesetzt werden würden, erscheint den Experten im hannoverschen Innenministerium derzeit nicht günstig. Der Castortransport war bereits am 12. März dieses Jahres wegen Corona verschoben worden. Lesen Sie auch Atommüll-Castoren rollen im November durch Hannover Von Michael B. Berger