Urlaub zu Ostern: Niedersachsen legt sich in Corona-Krise nicht fest

Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen wird auch in Niedersachsen über mögliche Urlaubsreisen an Ostern diskutiert. Die Landesregierung hält das für möglich, vermeidet aber konkreten Zusagen. Die Wirtschaft fordert dagegen klare Perspektiven und warnt vor einer Fortsetzung des Lockdowns. „Aus meiner Sicht ist es zu früh, sich im Hinblick auf die Osterferien jetzt schon festzulegen“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Montag. Es müsse abgewartet werden, wie sich die Inzidenzen in Deutschland und auch der sogenannte R-Wert weiter entwickeln werden. „Außerdem können wir noch nicht absehen, wie schnell und wie intensiv sich die Virusmutationen verbreiten werden“, sagte Weil. „So gerne ich den an einer Reise Interessierten und dem Beherbergungsgewerbe Orientierung geben würde, definitive Aussagen sind leider noch nicht möglich.“ Althusmann: Ausblick auf Urlaub tut gut: Etwas hoffnungsvoller äußerte sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU): „Es sollte unser Ziel sein, Ostern Lockerungen zu ermöglichen – uns allen würde der Ausblick auf wieder mögliche Urlaubsreisen zweifellos gut tun“, sagte er der HAZ. Die Lehre aus zwölf Monaten Corona sei aber auch, dass Prognosen zum Infektionsgeschehen nur eine sehr kurze Halbwertszeit besäßen. Althusmann forderte, dass beim nächsten Bund-Länder-Gespräch am 3. März „Aussagen über den Neustart der Tourismusbranche in Deutschland getroffen werden“. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hält Osterurlaub trotz der Corona-Pandemie für realistisch. Bis Ostern sei es noch sieben Wochen hin. „Und heute ist es mit Sicherheit grundfalsch, unabhängig von der Inzidenz schon Urlaube abzusagen“, sagte Günther und kritisierte damit indirekt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Dieser hatte die Debatte ausgelöst, als er sagte, er sehe keine Chance für einen Osterurlaub. FDP: Inzidenz unter 35 möglich: Die FDP in Niedersachsen ist optimistisch. „Die aktuellen Prognosedaten deuten darauf hin, dass die Inzidenz bis Ostern sogar unter 35 gefallen sein wird“, sagte FDP-Fraktionschef Stefan Birkner der HAZ. „Sollte sich das bewahrheiten, müssen sowohl Verwandtenbesuche als auch touristische Reisen möglich sein.“ Die Grüne halten zumindest die Öffnung von Ferienwohnungen für möglich. „Wir müssen weiter gemeinschaftlich an Perspektiven für Ostern arbeiten“, sagte die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz. Lesen Sie auch Camping, Flugreise, Hotel: Darauf müssen Sie beim Buchen des Urlaubs achten Reisen an Ostern? Bundesregierung will mit Prognose abwarten Kein Urlaub in den Osterferien? Stimmung unter Hoteliers „aggressiv“ Hannovers Tourismus-Chef Hans Nolte warnte gegenüber der HAZ davor, dass ohne Öffnungen an Ostern auch noch ein „letztes kleines Stück“ Individualtourismus für die Region Hannover verloren gehen würde. Der Gruppentourismus sei schon bei null, für Messen und Kongresse gebe es höchstens Anfragen. Der Tourismus sei nicht nur wichtig für die Hotelbelegung. Nolte: „Ohne Tourismus stirbt auch der Einzelhandel.“ Hotelgewerbe fordert Perspektive: Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) forderte die niedersächsische Landesregierung auf, dem Gastgewerbe eine belastbare Öffnungsperspektive noch vor Ostern zu geben. Das Land müsse jetzt festlegen, wann das Gastgewerbe nach dem Kalender wieder öffnen dürfe. „Zügigere Öffnungsschritte sind überfällig“, erklärte der Verband der Familienunternehmer in Niedersachsen. Gastronomen und Hoteliers brauchten dringend wieder eine Perspektive. Von Marco Seng