Heute, liebe Papierkorbfreunde, wollen wir uns mit dem Jugendwort des Jahres 2019 befassen, für das ein Onlineportal diesmal ein englisches Wort gewählt hat. „Cringe“. Der Engländer zuckt zusammen, wenn er das Wort hört, oder fühlt sich zumindest etwas peinlich berührt. „Cringe songs“ sind also Gesänge zum Fremdschämen, peinliches Gedudel. „Cringe moments“ wären also peinliche Momente, wie sie jene Pressekonferenz einer Partei in Berlin bot, die sich bürgerlich nennt, selbst wenn sie absolut unbürgerlich auftritt. Auf dieser Pressekonferenz bügelte eine Dame, die in Berlin agitiert und in der Schweiz lebt, Fragesteller in einer so unsäglichen Art und Weise ab („Was ist denn das für eine doofe Frage, o Gott, ist das dämlich“), dass man sich nur noch schämte, während ihr Kollege Gauland erklärte, dass der „Judaslohn“ ein völlig üblicher Begriff sei, den auch andere schon gebraucht hätten. Na klar, der Begriff findet sich schon in der Bibel und wird heutzutage immer wieder gern von Antisemiten verwendet, was in Deutschland schon Tradition hat. Apropos: Bürgerlich. Verglichen mit dem SA-Führer Ernst Röhm war Hitler doch ein Bürgerlicher. Oder vielleicht doch nicht? Jetzt den Übergang finden zu Unterbodenwäsche und Aktivschaum ist gar nicht so einfach. Aber beides will ein niedersächsischer Tankstelleninteressensverband seinen Kunden auch am Sonntag gönnen. So forderten viele Kunden eine Aufhebung des Sonntagswaschverbots in den Tankstellen und mehr Fahrten freier Bürger in die Waschanlagen dieses freien Landes. Achja, sich am Sonntag mal wieder so richtig einseifen zu lassen im vertrauten Gefährt – das wäre doch was. Oder nicht? Die Holländer haben jetzt übrigens etwas, das in Deutschland trotz aller Diskussionen über das Klima (nebenbei bemerkt: Venedig säuft gerade ab) völlig undenkbar wäre: ein Tempolimit auf Autobahnen. Doch, doch, ist wahr: Ab jetzt nur noch 100 auf der Autobahn, egal, wie viel Kilowatt Du unter der Haube hast. Unglaublich. Die machen das auch noch freiwillig... Ja, ja, die Tage werden dunkler, nicht nur in den Niederlanden, auch in Niedersachsen, weshalb das Landeskriminalamt Ende dieses Monats wieder zu Aktionstagen gegen die „Planenschlitzer“ ausrückt. Das sind Kräfte, die sich nachts an parkende Lastkraftwagen robben, die Planen der Anhänger aufschlitzen und sich mit allerlei Raubgut aus dem Staube machen wollen. Cringe Robbers sozusagen. Doch Obacht, böser Messermann. Gehst Du zur Nacht ans Auto ran, so rückt sogleich ein Schupo an. Das war jetzt Crange Lyric. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Apropos: Gönnen. Immer mehr junge Männer im Vollrausch scheinen sich in letzter Zeit einen nächtlichen Ritt auf einem E-Roller zu gönnen, wenn man den Polizeimeldungen Glauben schenken darf. Denn nicht selten erwischt die Polizei rollernde junge Männer, die mit mehr als zwei Promille unterwegs sind. Diese Woche ist einer von ihnen sogar in die geöffnete Tür eines Polizeiwagens in Hannover gerast. Dumm gelaufen. Beziehungsweise gerollt. Von Michael B. Berger