Nicht nur die Bürgschaft aus dem „Deutschlandfonds“ in Höhe von 650 Millionen Euro und weitere 200 Millionen Euro Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau wurden verworfen, auch die staatliche Rettungsbeihilfe in Form einer Bürgschaft über 437 Millionen Euro lehnte der Bund ab. Allerdings wurde Arcandor ein letzter Ausweg gezeigt: Das Sanierungskonzept müsse substanziell überarbeitet werden; dann sei eine neue Entscheidung möglich.
Die Entscheidung hatte sich bereits Stunden zuvor abgezeichnet, denn das Bundeswirtschaftsministerium rügte schon mittags die Anstrengungen Arcandors, die Pleite ohne Staatshilfe abzuwenden. Ein höheres privates Engagement der Beteiligten sei erforderlich, ließ Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verlautbaren. Und: „Es bestehen erhebliche Zweifel am Konzept.“
Aus Kreisen der Bundesregierung wurde dann am späten Nachmittag bekannt, dass die von den Hauptaktionären – der Bank Sal. Oppenheim und der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz – in Aussicht gestellte Eigenkapitalerhöhung von 150 Millionen Euro völlig unzureichend sei. Außerdem wollten die Banken trotz einer Bürgschaftsübernahme des Bundes den 437-Millionen-Euro-Kredit nicht garantieren, und der Eigentümer der Kaufhausimmobilien, der US-Investmentfonds Highstreet, sei nicht bereit gewesen, die überhöhten Mietforderungen zu reduzieren.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Montag: „Wir haben kein Interesse an Lösungen, die nur vier, fünf oder sechs Monate Bestand haben.“
Der Handelsriese Metro und Arcandor-Vertreter wollen heute weiter über eine Übernahme verhandeln; Arcandor will dann einen neuen Hilfsantrag an den Bund richten. Metro, für die die Übernahme eines insolventen Konkurrenten billiger wäre, dämpfte gestern die Hoffnungen auf die schnelle Gründung einer Deutschen Warenhaus AG. Es gebe sehr große Meinungsunterschiede über den Kaufpreis und die Zahl der zu übernehmenden Karstadt-Filialen, hieß es. Die Beschäftigten in den Karstadt-Kaufhäusern setzten am Montag ihre Proteste gegen die drohende Insolvenz fort. Mit einer symbolischen Menschenkette „beschützten“ rund 350 Beschäftigte symbolisch das Karstadt-Haus in der hannoverschen Georgstraße. Dadurch öffnete das Haus eine halbe Stunde später, die Filialleitung erklärte sich solidarisch mit der Aktion der Mitarbeiter. Die um ihren Arbeitsplatz bangenden Angestellten hatten zudem die Schaufenster des Kaufhauses verklebt, um vor einer düsteren Zukunft für Hannovers Innenstadt zu warnen: „Ohne Karstadt stirbt die Innenstadt“, war auf Plakaten zu lesen.“
von Alexander Dahl und Stefanie Kaune