Schon in den ersten Minuten nach dem Beben fielen die Kurse: Der japanische Leitindex Nikkei gab bis zum Ende des Handels um 1,7 Prozent auf 10 254 Punkte nach.
Auch andere Aktienmärkte wurden wegen des Bebens belastet – allerdings hielten sich die Kursrückgänge meist in Grenzen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) sank um etwas mehr ein Prozent und schloss unter der Marke von 7000 Punkten. Vor allem die Aktien der Rückversicherer gerieten unter Druck: So verloren die Anteilsscheine von Münchener Rück mehr als 4 Prozent und von Hannover Rück mehr als 5 Prozent an Wert.
Da in Japan eine hohe Versicherungsdichte herrscht, können Naturkatastrophen dort hohe Forderungen an die Versicherer nach sich ziehen. Besonders teuer sind Schäden an Industrieanlagen. Die Bilder einer brennenden Ölraffinerie und die Meldungen über beschädigte Atomkraftwerke wirkten sich daher negativ auf die Kurse aus.
Für die Rückversicherer kommt es damit gleich zum Jahresstart knüppeldick. Münchener Rück, Swiss Re und Hannover Rück müssen schon die Auswirkungen des Erdbebens in Neuseeland und der Überschwemmungen in Australien verdauen – nun kommen auch noch der stärkste Erdstoß in Japan seit mindestens 140 Jahren und der dadurch ausgelöste Tsunami hinzu. Schätzungen zu den Schäden konnten die Unternehmen am Freitag noch nicht abgeben.
Analysten rechnen aber mit sehr hohen Schäden. „Wir gehen davon aus, dass die Münchener Rück mindestens mit einem hohen dreistelligen Millionenbetrag haften muss“, sagte Constantin Rohrbach von der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB). Der weltgrößte Rückversicherer hatte erst am Donnerstag darauf hingewiesen, dass der für dieses Jahr angepeilte Gewinn von 2,4 Milliarden Euro nur noch erreichbar sei, wenn es im Rest des Jahres keine überdurchschnittlichen Schäden mehr gebe.
Eine Sprecherin der Hannover Rück wies darauf hin, dass es in Japan einen staatlichen Versicherungspool für Erdbebenschäden gebe. Abgedeckt seien Schäden an öffentlicher Infrastruktur und auch privaten Wohngebäuden. Eine Rückversicherung bestehe für diese Schäden nicht. Allerdings rechne die Hannover Rück mit Belastungen aus dem gewerblichen und industriellen Bereich sowie in der Transportversicherung. Eine Schätzung des Schadensausmaßes wäre jedoch derzeit nicht mehr als ein „Stochern im Nebel“.
Martin Dowideit und Albrecht Scheuermann