Twitter ist kein geeignetes Medium für Menschen, die ihr Temperament und ihren Geltungsdrang nicht im Griff haben. Vor allem Chefs börsennotierter Unternehmen sollten mit ihren Tweets vorsichtig sein. Bei Informationen, die den Aktienkurs beeinflussen können, empfiehlt es sich, jedes Wort abzuwägen. Dem intelligenten Elon Musk müsste dies bewusst sein. Doch seine unbedachten Äußerungen über einen möglichen Rückzug des Elektroautoherstellers Tesla von der Börse und angebliche Finanzzusagen von Investoren zeigen, wie stark der Superstar die Bodenhaftung verloren hat.
Musk ist ein beeindruckender Unternehmer – erfolgreich, innovativ, visionär, charismatisch. Tesla ohne ihn kann man sich schwer vorstellen. In jüngster Zeit häuften sich allerdings Vorfälle, die nicht nur dem Renommee des Milliardärs schadeten, sondern auch eine Belastung für die Firma sind. So hat Tesla Mühe beim Aufbau einer Massenproduktion. Der Manager klagte öffentlich etwa über Überarbeitung, gesundheitliche Probleme und darüber, dass er häufig nur mit Schlafmitteln zur Ruhe komme. Zeichen, das sich der Multi-Unternehmer mit seinen verschiedenen Projekten zu viel aufgeladen hat. Hinzu kam der aberwitzige Streit mit einem britischen Rettungstaucher beim Höhlen-Drama in Thailand, den Musk als „Pädophilen“ beschimpft haben soll.
Nun zweifelt die US-Börsenaufsicht an der Eignung des Technologiepioniers, einen wichtigen Konzern zu führen – was für ein Vorwurf! Ob die spektakuläre Klage Erfolg hat oder die SEC damit etwas über das Ziel hinausgeschossen ist, wird sich zeigen. Für Musk ist die Auseinandersetzung tragisch.
Von Dirk Stelzl