Die Inventur in einem Betrieb ist mitunter mühsam – aber notwendig. Geht es nach den Forschern des Dortmunder Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik, könnten womöglich Drohnen die Erfassung von Warenbeständen in Lägern übernehmen. Gemeinsam mit der Kasseler Firma Aibotix und weiteren Partnern tüfteln Fachleute des Instituts an autonomen Flugrobotern, die abends oder nachts die Regallager von Unternehmen abfliegen und mit Sensoren die Waren erfassen sollen.
Das Projekt „InventAiry“ ist in der Testphase, wie Fraunhofer-Mitarbeiter Kristofer Süss auf der CeMAT in Hannover sagte. Auf der Intralogistik-Messe präsentiert das Institut ein Flugroboter-Exemplar – das allerdings nicht durch die Halle 27 fliegen darf. Der Markt für Flugroboter sei stark gewachsen, erklären die Fraunhofer-Experten und berichten von verschiedenen Einsatzmöglichkeiten für solche Geräte – von Filmaufnahmen aus der Luft bis zu Inspektionsaufgaben an Hochspannungsleitungen.
Es müssen ja nicht unbedingt Drohnen in Logistikhallen sein – aber auf der Leitmesse CeMAT, die gestern eröffnet wurde, kann man an vielen Ständen sehen, wie innerbetriebliche Materialflüsse und Lagerhaltung mit moderner Technik effizienter wird. 1025 Aussteller aus mehr als 40 Ländern präsentieren auf dem Messegelände Neuheiten auf dem Gebiet der Intralogistik – etwa Flurförderzeuge sowie Sortier- und Verpackungsanlagen. 58 Prozent der Aussteller sind aus dem Ausland. Die Branchenbezeichnung Intralogistik sei vor Jahren auf der CeMAT geprägt worden, sagte Deutsche-Messe-Vorstand Andreas Gruchow bei der Eröffnung. Inzwischen wurde der Begriff bei Wikipedia aufgenommen.
Bisher fand die CeMAT in Hannover alle drei Jahre statt – künftig im Zweijahresturnus. Ableger gibt es auch in einigen anderen Ländern. Neu ist diesmal, dass ebenfalls Gebrauchtmaschinen gezeigt werden. Außerdem arbeitet die CeMAT seit einiger Zeit mit der Münchener transport logistic zusammenen und hat sich etwas stärker für Themen geöffnet, bei denen es nicht nur um innerbetriebliche, sondern auch externe Logistik geht. Dass die Zeiträume zwischen den CeMAT-Messen verkürzt wurden, sei eine „kluge und richtige Entscheidung“ gewesen, sagte Stefan Kapferer (FDP), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Die Innovationsprozesse würden immer schneller. An Bedeutung gewinnt auch eine zunehmende Automatisierung von Arbeiten.
Erstmals in einem großen Pavillon samt Freifläche präsentiert sich auf der Branchenschau die Firma Toyota Material Handling, die unlängst ihren Standort in Langenhagen aufgegeben und ihre neue Deutschland-Zentrale in Isernhagen bezogen hat. Das Unternehmen beschäftigt dort rund 220 Mitarbeiter. Auf der CeMAT zeigt Toyota in unmittelbarer Nachbarschaft zu Konkurrenten wie Still und Jungheinrich etwa neue Schubmast- oder Schmalgangstapler sowie Elektro-Niederhubwagen.
Nicht dabei ist diesmal Linde Material Handling, die 2011 noch eine Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern belegte. Das – wie Still – zur Kion-Gruppe gehörende Unternehmen – konzentriere sich in diesem Jahr auf eine eigene, dreiwöchige Hausmesse in Mainz, erklärte eine Sprecherin.
Die CeMAT
Weltleitmesse des Intralogistik: Auf der CeMAT präsentieren bis Freitag mehr als 1000 Aussteller aus über 40 Ländern Neuheiten für innerbetriebliche Materialflüsse – Gabelstapler, Transportbänder, Sortier- und Verpackungsanlagen, Lagertechnik oder IT-Systeme. Die Branchenschau auf dem hannoverschen Messegelände ist von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Das Tagesticket kostet 29 (Vorverkauf: 25) Euro. Der ermäßigte Preis etwa für Schüler, Studenten und Auszubildende beträgt 12 Euro.