850 neue Jobs für Hannover: So baut Faurecia

Noch ist es nur ein Betonrohbau, doch in weniger als einem Jahr sollen auf dem Grundstück am Nordwestrand Hannovers 850 Arbeitsplätze angesiedelt sein. Das Unternehmen Faurecia, einer der zehn größten Autozulieferer weltweit, errichtet an der Garbsener Landstraße in Marienwerder seine neue Deutschland-Zentrale. Auf der Suche nach qualifiziertem Personal: In jedem dritten Fahrzeug stecke ein Bauteil von Faurecia, sagt Entwicklungschef Gregor Knauer. Wenn es um Autositze oder Fahrzeuginterieur geht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Entwicklung und Prototypenfertigung bald aus Hannover stammt. Das Unternehmen zieht seine bisherigen Standorte in Stadthagen (Autositze) und Peine (Interieur) auf dem neuen Areal zusammen. Für Faurecia seien zwei Gründe für die Standortentscheidung wichtig gewesen, sagt Knauer. Zum einen liegt Hannover ziemlich genau auf der Mitte der beiden Städte. Mitarbeiter, die bleiben wollen, haben künftig etwa 50 Kilometer Fahrweg zu bewältigen. Vor allem aber gehe es um die Gewinnung neuer Fachkräfte, sagt Knauer. Und da sei ein Großstadtstandort wie Hannover besser geeignet, qualifiziertes Personal zu akquirieren, als Kleinstädte das vermögen. Zudem liegt der neue Garbsener Maschinenbaucampus der Leibniz-Universität in unmittelbarer Nähe. Faurecia-Neubau soll im Spätsommer 2021 fertig sein: Im Spätsommer 2021 soll der Neubau fertig sein, den die hannoversche Unternehmensgruppe Baum errichtet. Dann würden die Abteilungen schrittweise an den neuen Standort verlagert, sagt Knauer. Sowohl die Verwaltung als auch Forschung und Entwicklung ziehen aus Stadthagen und Peine um; zudem entsteht ein sogenanntes Innovationszentrum. Nur die Kleinserienfertigung („Small Batch Production“) in Stadthagen sowie das Produktionswerk in Peine sind von der Verlagerung nicht berührt. Erst im September hatte Faurecia in einem Sozialplan zugesichert, dass es wegen des Umzugs keinen Stellenabbau geben werde. Die Verkehrswende hin zu mehr Elektromobilität betrifft die niedersächsischen Faurecia-Schwerpunkte kaum: Autositze und Interieur werden auch in E-Autos benötigt. Die Auswirkungen der Corona-Krise allerdings seien auch bei Faurecia spürbar, sagt Knauer. Im ersten Quartal 2020 gingen die Unternehmensumsätze weltweit um 19,7 Prozent zurück, im zweiten Quartal sogar um 50 Prozent. Im dritten Quartal aber schrumpfte das Minus auf 7 Prozent. Vor allem die wieder wachsende Nachfrage in China treibt das Geschäft. Hannover sieht Gewerbeflächenpolitik bestätigt: Die Stadt Hannover sieht ihre Gewerbeflächenpolitik durch die Ansiedlung bestätigt. Sie hatte das 36.000 Quadratmeter große Grundstück im Umfeld der ehemaligen Varta-Batteriefabrik schon vor Jahren für die Akquise von innovativen Unternehmen reserviert, es liegt am Rande des Technologie- und Wissenschaftsparks Marienwerder. Ähnlich wie bei der neuen Continental-Zentrale am Pferdeturm zahle es sich aus, attraktive Flächen für prestigeträchtige Unternehmen vorrätig zu halten, sagt Wirtschaftsdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette und ergänzt mit Blick auf Faurecia: „Wir sind froh, dass wir das Unternehmen am Ende für uns gewinnen konnten.“ Von Conrad von Meding