Rückschlag für die VW-Tochter Moia: Sie darf ihre Sammeltaxis in Berlin nicht auf die Straße schicken. Die zuständige Behörde werde den von Moia gestellten Antrag in Kürze ablehnen, sagte ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Zuerst hatte „heise online“ darüber berichtet.
Moia ist einer der ersten Anbieter des sogenannten „Ridepoolings“ in Deutschland. Dabei handelt es sich um eine moderne Form des Sammeltaxis: Fahrgäste bestellen die Fahrzeuge per App, ein Algorithmus berechnet die Routen automatisch. Die VW-Tochter ist zurzeit mit rund 80 Fahrzeugen in Hannover aktiv. Ab April kommt Hamburg als zweite Stadt dazu, dort könnte die Zahl der Fahrzeuge schrittweise auf 1000 steigen. In Berlin wollte Moia ebenfalls starten. Doch die Verantwortlichen in der Hauptstadt sehen den Fahrdienst kritisch: Sie befürchten Nachteile für die Umwelt und andere Anbieter.
Vorfahrt für Busse und Bahnen
Die Pläne von Moia mit bis zu 1000 Fahrzeugen stünden dem öffentlichem Verkehrsinteresse „eindeutig entgegen“, sagte der Sprecher der Berliner Senatsverwaltung. Zu diesem Interesse zähle etwa die Auslastung des öffentlichen Nahverkehrs und des Taxigewerbes. Darüber hinaus gebe Berlins Mobilitätsgesetz dem besonders umweltfreundlichen Bahn-, Bus-, Rad- und Fußverkehr den Vorrang. Ridepooling-Angebote wie Moia seien dadurch nicht prinzipiell ausgeschlossen – sie dürften aber nicht zu einer relevanten Beeinträchtigung dieser Verkehrsarten führen, „oder gar zu einer Zunahme des Kfz-Aufkommens“.
Zwei andere Ridepooling-Angebote hat Berlin bereits zugelassen. Dabei geht es allerdings um weniger Fahrzeuge: „Berlkönig“ setzt rund 100 Fahrzeuge in der östlichen Innenstadt ein, „CleverShuttle“ rund 30 Elektro-Autos im Westen der Stadt. Mit diesen Tests wolle man „belastbare Erkenntnisse zu Auswirkungen auf die private Pkw-Nutzung, den öffentlichen Nahverkehr und das Taxigewerbe“ gewinnen, sagte der Sprecher. Weitere Angebote auf dem gleichen Gebiet würden die Ergebnisse verfälschen.
Moia vermisst „politischen Willen“
Ein Moia-Sprecher kritisierte die Haltung der Hauptstadt: „Es scheint zurzeit in Berlin der politische Wille noch nicht ausreichend vorhanden, innovative Mobilitätsdienste, wie Moia sie anbietet, in der Breite zuzulassen.“ Die Dienste müssten – in Ergänzung zu Bussen und Bahnen – möglichst weite Gebiete einer Stadt abdecken, eine ausreichende Zahl von Fahrzeugen einsetzen und Pendlerströme mit einbeziehen, um eine echte Alternative zum Privatauto darzustellen.
Von Christian Wölbert