Flughafen Hannover: Rekordverlust von 43 Millionen Euro

Der Flughafen Hannover hat im Geschäftsjahr 2020 einen Rekordverlust hinnehmen müssen. Laut der am Montag im Aufsichtsrat vorgelegten Jahresbilanz beträgt das Defizit 43 Millionen Euro. „Wir werden auch im laufenden Jahr Verluste schreiben“, sagt Geschäftsführer Raoul Hille. Das Ziel sei, das Minus zu halbieren. Zum Vergleich: 2019 hatte der Flughafen noch einen Überschuss von 4 Millionen Euro erzielt. Zahl der Passagiere sinkt um 77 Prozent: In Langenhagen sind im vergangenen Jahr nur rund 1,45 Millionen Passagiere gezählt worden; dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 77 Prozent. Bei den Linien- und Charterflügen verringerte sich das Aufkommen um knapp 65 Prozent auf 19.400 Flugbewegungen. Zuwächse verzeichnete der Flughafen hingegen bei Privatflügen und Geschäftsreisen sowie im Bereich Fracht und Post. Die Corona-Krise, die den Flugverkehr in Deutschland zeitweise nahezu lahmgelegt hat, schlägt auf der Einnahmenseite voll durch. „Unsere Erträge sind um 86 Millionen Euro gesunken, das entspricht etwa der Hälfte des zuvor üblichen Jahresumsatzes“, erklärt Hille. Lesen Sie auch Interview mit Flughafen-Chef: Wie kommt der Airport aus der Krise, Herr Hille? Kommentar: Wirkliche Erholung noch nicht in Sicht Erste Urlauber starten vom Flughafen-Hannover nach Mallorca Hannover: Rat stimmt Hilfspaket für Messe und Flughafen zu Personal abgebaut und Investitionen verschoben: Gegengesteuert hat der Flughafen, indem er seine Ausgaben um 46 Millionen Euro reduzierte. Dazu zählt der Personalaufwand. Die Belegschaft ist – inklusive der für die Passagierabfertigung zuständigen Tochtergesellschaft Aviation Ground Services – von 1180 auf 1082 Vollzeitstellen geschrumpft. „Das lief ohne betriebsbedingte Kündigungen“, betont Hille. Ein Großteil der Beschäftigten befand sich seit März in Kurzarbeit. Gestrichen wurde auch bei den Betriebskosten sowie bei den Investitionen. So hat der Flughafen die eigentlich vorgesehene Sanierung des Terminals B verschoben. 200 Millionen Euro Gesamtschulden: Abgefedert wurde die Situation durch eine Bürgschaft in Gesamthöhe von 60 Millionen Euro, die die drei Anteilseigner gewährt haben. Das Land Niedersachsen und die Stadt Hannover halten jeweils 35 Prozent der Flughafen-Anteile. Die restlichen 30 Prozent liegen beim britischen Finanzinvestor Icon, der im Herbst 2018 die Gesellschafteranteile vom Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport übernommen und dafür rund 109 Millionen Euro gezahlt hatte. Mit der Bürgschaft sichert der Flughafen Kredite ab. Weil auch Ausgaben aus der Vergangenheit – etwa vorangegangene Terminalsanierungen oder Investitionen in das Vorfeld sowie die Start-und-Lande-Bahnen – zu Buche schlagen, liegen die Gesamtschulden des Airports derzeit bei rund 200 Millionen Euro. Die Finanzhilfen, die Bund und Länder den deutschen Verkehrsflughäfen zugesagt haben, werden nach Einschätzung des Flughafens nicht vor Mitte des laufenden Jahres fließen. Man erwartet etwa 28 Millionen Euro. Neuer Aufsichtsratschef: Zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats wurde der Icon-Manager Reiner Schränkler gewählt, der zuvor stellvertretender Chef des Gremiums war. Den Stellvertreterposten übernimmt Doris Nordmann, Staatssekretärin im niedersächsischen Finanzministerium. Von Bernd Haase

Flughafen Hannover: Rekordverlust von 43 Millionen Euro - und weniger Arbeitsplätze