Hannover: Messe Agritechnica wird auf Februar 2022 verschoben

Für die Deutsche Messe hat sich die Hoffnung auf eine weitere große Veranstaltung in diesem Jahr zerschlagen: Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) verschiebt die Agritechnica vom vorgesehenen Termin im November auf das nächste Jahr. Die weltgrößte Landtechnikschau werde ihre Tore nun vom 27. Februar bis 5. März 2022 öffnen, teilte die DLG am Montag mit. Angesichts der andauernden Corona-Pandemie sowie der allgemeinen Impfsituation sehe man „zum jetzigen Zeitpunkt keine ausreichende Planungssicherheit“ für die Messe. Die Hannover Messe im kommenden Monat wird eine digitale Veranstaltung sein. Die Agritechnica findet üblicherweise alle zwei Jahre statt. Zur Landtechnikmesse im Jahr 2019 kamen 2800 Aussteller und 450.000 Besucher – davon 130.000 aus dem Ausland. Auch für die vom 14. bis 20. November 2021 geplante Branchenschau hatte sich ein großes Interesse abgezeichnet. Noch Anfang Februar rechnete die DLG mit mehr als 2000 Ausstellern. 90 Prozent des Geländes seien bereits vermietet, hieß es vor wenigen Wochen. Nach der „Bewertung der Faktenlage zum jetzigen Zeitpunkt“ sehen die DLG, der Maschinenbauverband VDMA Landtechnik und der Ausstellerbeirat nun aber keine Alternative zu einer Verschiebung. Nur noch eine Großveranstaltung: „Die wesentliche Voraussetzung, damit sich Aussteller, Besucher und Geschäftspartner wieder auf der Agritechnica treffen können, sind umgesetzte Impf- und Teststrategien in Deutschland, Europa und weltweit“, sagte DLG-Hauptgeschäftsführer Reinhard Grandke. „Wir sind davon überzeugt, dass wir zum Anmeldeschluss der Agritechnica 2022 im Spätsommer unseren Ausstellern die notwendige Perspektive und Planungssicherheit geben können.“ Damit steht in diesem Jahr in Hannover nur noch eine Großveranstaltung im Messekalender: Für die Zeit vom 27. September bis zum 1. Oktober ist die Ligna geplant, eine Spezialschau für Werkzeuge, Maschinen und Anlagen zur Holzbe- und -verarbeitung. Wegen der Pandemie haben die Veranstalter die Messe, die im normalen Turnus alle zwei Jahre im Mai vonstattengeht, um einige Monate verschoben. Zur Ligna 2019 kamen rund 1500 Aussteller und 90.000 Besucher. Lesen Sie auch Kommentar: Bitter für die gesamte Region Sanierungskonzept – bis 2027 fallen bei der Messe 200 von 738 Jobs weg Hoher Verlust im vergangenen Jahr: Für die Deutsche Messe ist die Verschiebung der Agritechnica ein weiterer Rückschlag. Das Unternehmen erreichte im vergangenen Jahr wegen des Ausfalls der meisten Messen am Standort Hannover nur einen Umsatz von 100 Millionen Euro – und erlitt dabei einen Verlust in Höhe von 83 Millionen Euro. Nur mithilfe eines Kredits in Höhe von 105 Millionen Euro, für den das Land Niedersachsen und die Stadt Hannover als Anteilseigner bürgen, konnte die Messe eine Insolvenz abwenden. Laut Sanierungskonzept sollen bis zum Jahr 2027 rund 200 von 738 Arbeitsplätzen wegfallen. Vor der Absage der Agritechnica hatte die Messegesellschaft für 2021 mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau kalkuliert. Den größten Teil ihrer Einnahmen erzielt sie derzeit mit Veranstaltungen in China und mit der Miete für das Corona-Behelfskrankenhaus in Halle 19. Die Messe hofft, die Erlöse im Jahr 2022 auf etwa 200 Millionen Euro verdoppeln zu können. 2025 sollen es mehr als 300 Millionen Euro sein. Ein Jahr später soll das Unternehmen in der Lage sein, seine Kredite aus eigener Kraft zu bedienen. Von Jens Heitmann