Mitarbeiter des Airport-Dienstleisters AHS werfen Firma Rechtsbruch vor

Beschäftigte, Betriebsräte und die Gewerkschaft Verdi werfen der Geschäftsführung des bundesweit tätigen Flughafendienstleisters Aviation Handling Services (AHS) vor, ihre Rechte zu missachten. In einem offenen Brief haben sie sich am Freitag an die AHS-Geschäftsführung sowie an die Flughäfen Hamburg und Hannover gewandt, die zu den Gesellschaftern des Unternehmens zählen. „Wir wollen auf eklatante Missstände im Umgang mit den Beschäftigten aufmerksam machen“, heißt es in dem Schreiben. Niedriges Kurzarbeitergeld wird nicht aufgestockt: AHS mit Hauptsitz in Hamburg leistet mit seinen bundesweit mehr als 2500 Beschäftigten die Passagierabfertigung an sieben großen deutschen Verkehrsflughäfen, die sich zumeist mehrheitlich in öffentlicher Hand befinden. In Hannover sind laut Verdi 160 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt; seit Ausbruch der Corona-Pandemie hätten 20 Prozent der Belegschaft ihren Arbeitsplatz verloren. Der Rest befinde sich zum großen Teil in Kurzarbeit. Einer der Vorwürfe: „Obwohl bekannt war, dass das Kurzarbeitergeld für viele Beschäftigte mit zum Teil unter 500 Euro monatlich nicht existenzsichernd ist, wurde es von der AHS nicht aufgestockt.“ Dies aber sei bei vergleichbaren Dienstleistern durchaus gängige Praxis. Verdi: „AHS schränkt Grundrechte ein“: Die Arbeitnehmer kritisieren unter anderem, dass AHS den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen trotz Kurzarbeit aus demnächst auslaufenden Betriebsvereinbarungen streichen wolle. Dabei sei es der klare Wille der Bundesregierung, Arbeitsplätze durch Kurzarbeit zu schützen. Ferner würden verhandelte Tarifergebnisse ignoriert sowie Mitarbeiter und Betriebsräte eingeschüchtert. „Die Corona-Krise und die Existenzängste der Beschäftigten dafür zu nutzen, Arbeitnehmer- und Grundrechte einzuschränken, um sich daraus einen Wettbewerbsvorteil zu erschleichen, ist ein Skandal“, sagt Verdi-Sekretär Marian Drews. Unternehmen: „Aktuelle Krise lässt keinen Handlungsspielraum“: Der Flughafen Hannover als größter Einzelgesellschafter der AHS wollte sich nicht äußern und verwies an die Geschäftsführung. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. „Selbstverständlich hält sich AHS an bestehende Gesetze und Vereinbarungen mit den Sozialpartnern sowie geltendes Tarifrecht“, erklärte eine Sprecherin. Vorrangiges Ziel sei der Erhalt von Arbeitsplätzen. „Die Luftverkehrsbranche ist durch Corona ins Mark erschüttert worden. Die aktuelle Krise lässt keinen Handlungsspielraum; über das Kurzarbeitergeld hinausgehende Leistungen sind nicht finanzierbar“, sagt Sprecherin Tanja Kitzmann. Lesen Sie auch: Die Kurzarbeit-Ungerechtigkeit: Warum AHS-Mitarbeiter am Flughafen Hannover viel weniger Geld bekommen als andere Corona-Krise in Hannover: Millionenbürgschaften für Messe und Flughafen Für AHS sei es auch unverständlich, dass die Politik bis heute keine finanziellen Hilfen für die Bodenverkehrsdienstleister gewähre, wie es bereits vom Arbeitgeberverband ABL gefordert wurde. Dieser beklagt, „die Unternehmen der Abfertigungsbranche sind bei der Diskussion um staatliche Hilfen für Flughäfen und -gesellschaften vergessen worden.“ Dabei laufe ohne diese Dienste an den Flughäfen wenig. Von Bernd Haase