Tui-Chef Michael Frenzel will den Umbau des Tourismuskonzerns vorantreiben und sieht gute Perspektiven für eine baldige Trennung von der Reedereitochter Hapag-Lloyd. „Mit dem Ausstieg aus der Schifffahrt bietet sich uns die Chance zum Ausbau wie zur Optimierung der touristischen Strukturen, das wird eine der Hauptaufgaben der nächsten Monate sein“, sagte Frenzel auf der Tui-Hauptversammlung am Mittwoch in Hannover. Das Reisegeschäft habe ein „enormes Potenzial“, sagte der Tui-Chef.
Die Krise in den nordafrikanischen Urlaubsgebieten wird die Tui nach den Worten Frenzels durch Umsatzausfälle und Evakuierung von Reisegästen zwischen 31 und 37 Millionen Euro kosten. Auch in der Sommersaison könne es noch Verschiebungen zu Lasten von Ägypten und Tunesien geben. Die Tui gehe aber davon, die Folgen für den Gewinn begrenzen zu können. Derzeit gebe es unter den Gästen, die ihre Reise nach Ägypten absagten, mehr Umbuchungen als Stornierungen.
Bei der Trennung von Hapag-Lloyd sei das Ziel, „einen reinen, weitgehend schuldenfreien Touristikkonzern mit globaler Marktpräsenz“ zu schaffen, sagte Frenzel. Am Ende des ersten Geschäftsquartals (Ende Dezember) lag die Nettoverschuldung des Konzerns noch bei 3,1 Milliarden Euro.
Für Hapag-Lloyd wird ein Börsengang sondiert - die Pläne liefen derzeit auf das zweite Kalenderquartal hinaus, sagte Finanzvorstand Horst Baier. Ein direkter Verkauf an einen Investor wird ebenfalls nicht ausgeschlossen. „Wir verfolgen beide Optionen mit hoher Intensität“, sagte Frenzel. Die Zeit dafür sei gegenwärtig günstig. Der Tui-Chef hat die Devise ausgegeben, den höchstmöglichen Wert für die verbliebenen knapp 50 Prozent der Hapag-Anteile zu realisieren. Mit dem Erlös will Frenzel neben dem Schuldenabbau ins touristische Geschäft investieren.
Tui macht weniger Verlust
Europas größter Reisekonzern Tui hat dank einer starken Nachfrage nach Urlaubsreisen seinen Verlust zum Beginn des neuen Geschäftsjahres verringern können. Ein Unsicherheitsfaktor in diesem Winter bleibt für die Hannoveraner jedoch die angespannte Lage in Nordafrika, berichtete das Unternehmen am Mittwoch in Hannover.
Im ersten Quartal (Oktober bis Dezember 2010) lag das Minus bei insgesamt 46,4 Millionen Euro. Damit gelang es Tui, im traditionell schwächeren Wintergeschäft bisher deutlich besser abzuschneiden als erwartet. In den letzten drei Monaten 2009 hatte der Fehlbetrag noch bei 104 Millionen Euro gelegen.
Die Unruhen in Ägypten und Tunesien könnten die weitere Entwicklung im laufenden zweiten Geschäftsquartal belasten, hieß es. Tui hat einen Großteil seiner Reisen in die beiden Länder inzwischen eingestellt, zahlreiche Flüge wurden zu Urlaubszielen auf den Kanarischen Inseln, Balearen und in der Türkei umgeleitet. Diese „negativen Effekte“ dürften zwischen Januar und März bei der wichtigsten Tochter Tui Travel sowie im Hotelgeschäft mit zusätzlichen 31 bis 37 Millionen Euro zu Buche schlagen.
„Wir bemühen uns, das Programm der geänderten Nachfrage anzupassen“, sagte Finanzvorstand Horst Baier mit Blick auf die weiter angespannte Situation in Nordafrika. „Und wir hoffen, dass wir in den kommenden Monaten eine Stabilisierung sehen.“
Der Konzernumsatz der Tui AG wuchs in ersten Geschäftsquartal um mehr als elf Prozent auf knapp 3,3 Milliarden Euro. Am Vormittag wollten sich die Aktionäre in Hannover zur Hauptversammlung treffen.
dpa
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