Warmduscher: Tüftler aus Hannover entwickeln energiesparende Duschmatte

Warmduscher ist im Sprachgebrauch eine Bezeichnung für Menschen, denen ab und an die Lebenshärte abgeht. Die Lindener Oliver Baum und Luca Helfers haben sich trotzdem für diesen Namen entschieden, als sie einen für ihr neues Produkt suchten (Duschding wäre eine Alternative gewesen). Die beiden haben eine Duschmatte entwickelt, die beim Energiesparen hilft. Wobei: Streng genommen führt das Wort Matte in die Irre, denn es handelt sich um eine Kombination aus Edelstahl und Bambusholz. Klingt zunächst putzig, aber: „Für neu zu installierende Duschen gibt es das schon. Mit unserem Warmduscher kann man bestehende nachrüsten“, sagt Baum. Der 32-jährige Maschinenbauer bezeichnet sich selbst als Tüftler, er hat unter anderem einen fast 40 Jahre alten VW Transporter LT 31 zu einem Elektrofahrzeug umgerüstet. Für den Warmduscher haben er und der 26-jährige Elektroniker Helfers die Firma DuwaW gegründet; das steht für Duschwasserwärmetauscher. Auslöser war Ärger in der Duschkabine: „Wir haben uns geärgert, dass beim Duschen soviel aufwendig erzeugtes warmes Wasser in den Ablauf fließt“, sagt Baum. Vier Jahre ist das jetzt her; seitdem sinnen sie auf Abhilfe. „Duschwasser mit Strom zu erhitzen ist nach der Heizung der zweitgrößte Energiefresser in privaten Haushalten“, sagt Helfers. Für ihre Erfindung nutzen die beiden das Prinzip von Wärmtauschern. Kaltes Wasser fließt durch die Matte und wird dabei erwärmt, sodass man damit duschen kann. Bis zu 40 Prozent Energieeinsparung sind ihren Angaben zufolge so möglich. Erste Versuche unternahmen sie mit einer Konstruktion aus Kupferrohren. „Das war kompliziert im Aufbau und schwer zu reinigen“, erklären sie. Kostenpunkt: 333 Euro pro Exemplar: Also kamen sie auf die Idee mit der Duschmatte, probierten es mit unterschiedlichen Materialien und installierten die Versuchsmatten in ihrer Prototypendusche, in der es unter anderem elektronische Messgeräte gibt. Der Warmduscher besteht nun aus zwei Wasserschläuchen für Zu- und Rücklauf zum Duschkopf, einer Edelstahlplatte als eigentlichem Erhitzer und einer Abdeckung aus thermisch behandeltem Bambus, damit man bequem und ohne kalte Füße zu bekommen drauf stehen kann. Er kostet pro Exemplar 333 Euro und hat sich nach Berechnungen seiner Erfinder in zwei Jahren durch eingesparte Stromkosten amortisiert. Außerdem tut man der Umwelt Gutes. Crowdfunding soll Serienproduktion ermöglichen: Das Projekt hat auch die Region Hannover überzeugt, die die Entwicklung über ihre Richtlinie für Leuchtturmprojekte im Klimaschutz mit knapp 50.000 Euro unterstützte. Das reicht aber noch nicht für eine Serienproduktion; die beiden Lindener benötigen dafür noch einmal 25.000 Euro. „Wir wollen möglichst keinen Investor, um die Entscheidungshoheit zu behalten“, sagt Helfers. Der Warmduscher soll ein regional erzeugtes Produkt bleiben. Also haben Baum und Helfers eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet, die noch bis Ende Juli läuft. Das besondere: Wer sich beteiligt und 333 Euro einzahlt, erwirbt das Anrecht auf eine Matte. 75 davon müssen die beiden so an den Mann oder die Frau bringen; bisher sind es zehn. „Wenn es nicht funktioniert, machen wir weiter und entwickeln eine neue Marktstrategie“, sagen sie. Lesen Sie auch: Hannovers Start-up-Schmiede Venture-Villa bekommt frisches Geld Von Bernd Haase