Zweiter Teil-Lockdown trifft Niedersachsens Wirtschaft mit voller Wucht

Eine bittere Bestandsaufnahme hat eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) unter mehr als 2000 Unternehmen in der vergangenen Woche vor dem Hintergrund des zweiten coronabedingten Teil-Lockdowns ergeben. Demnach beklagt jedes vierte von ihnen Liquiditätsprobleme. Mehr als jede dritte Firma lebt von ihrem Eigenkapital. 8 Prozent schätzen ihre Lage als insolvenzgefährdet ein. „Nothilfen müssen umgehend ankommen“: „Die Politik steht jetzt in der Pflicht, sicherzustellen, dass finanzielle Nothilfen bei diesen Unternehmen umgehend ankommen. Sonst brechen uns über den Winter einige Branchen weg“, sagte IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. Die Umfrage bestätigt, dass die Wirtschaftszweige unterschiedlich betroffen sind. Probleme gibt es vor allem im Gastgewerbe, in der Reise- und Veranstaltungswirtschaft, bei Einzelhändlern und bei Taxiunternehmen. In Gastronomie und im Tourismus droht demnach jedem zweiten derzeit geschlossenen Betrieb die Insolvenz. Laut IHKN liegt dies auch daran, dass viele Unternehmen nach dem ersten Teil-Lockdown im Frühjahr nur noch über eine dünne Eigenkapitaldecke verfügen. „Einige werden den Geschäftsbetrieb ohne Hilfen keine drei Monate mehr aufrechterhalten können“, schätzen die Kammern. Lesen Sie auch: Corona: Politik will Lockdown verlängern – aber Hoffnung für Weihnachten Teil-Lockdown bremst Erholung der Wirtschaft in Hannover: Firmen befürchten mehr Insolvenzen Zwischenzeitlicher Aufschwung verpufft: Die Hälfte der befragten Firmen beklagt nach einer Belebung im Spätsommer und Herbst nun wieder eine geringere Nachfrage. Jeweils rund 30 Prozent leiden unter Auftragsstornierungen oder Schließungen beziehungsweise Teilschließungen. Ebenfalls 50 Prozent nehmen staatliche Unterstützung in Anspruch, derzeit hauptsächlich Kurzarbeit. Viele setzen auch auf die angekündigte staatliche Novemberhilfe. Lesen Sie auch: Corona: Politik will Lockdown verlängern – aber Hoffnung für Weihnachten Teil-Lockdown bremst Erholung der Wirtschaft in Hannover: Firmen befürchten mehr Insolvenzen Folge der Corona-Krise sind bei fast der Hälfte der Unternehmen verschobene Investitionen oder vorgezogenen Rationalisierungen. Jedes dritte will die Onlinepräsenz und Kundengewinnung über das Internet verstärken. Ein Stellenabbau plant etwa jede vierte Firma. An die Politik richtet sich der Appell, weitere finanzielle Hilfen zu gewähren. Erwünscht sind etwa steuerliche Entlastungen und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten. Von Bernd Haase