Das Bauwerk musste überraschend gesperrt werden, 400 Aussteller sollen kurzfristig in die 250 Meter entfernte Halle 26 ausweichen. Den Besuchern sollen Shuttle-Busse auf dem Gelände, Flugblätter und Leuchthinweise die Orientierung erleichtern.
Die 1999 erbaute Messehalle gilt als Europas größte Hallenkonstruktion mit stützenfreiem Dach. Drei Fußballfelder passen in das 210 Meter lange Bauwerk am Messeschnellweg. Entworfen wurde es von den international anerkannten Architekten Gerkan, Marg und Partner (gmp), die auch den Berliner Hauptbahnhof geplant hatten. Der geriet 2007 in die Schlagzeilen, als Orkan „Kyrill“ einen tonnenschweren Stahlträger aus der Verankerung riss und auf die Bahnhofstreppen krachen ließ.
Ob der Bauschaden an der Messehalle ähnlich dramatisch ist, steht noch nicht fest. Nach Informationen dieser Zeitung handelt es sich um Probleme an einem der Fundamentanker, die die gewaltige Traglast des geschwungenen Daches abfangen. Er soll sich gelockert haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es allerdings nicht. „Wegen unserer eigenen hohen Sicherheitsanforderungen haben wir entschieden, den Hallenplan kurzfristig zu ändern“, sagt Sprecher Hartwig von Saß nur. Es handele sich um eine reine Vorsorgeaktion. „Wir gehen keine Kompromisse bei der Sicherheit unserer Aussteller und Gäste ein“, sagt von Saß.
Seit 2006 diskutieren Ingenieure verstärkt über die Pflicht zur ständigen Überprüfung besonderer Bauwerke. Damals war die Eissporthalle in Bad Reichenhall eingestürzt, 15 Menschen starben. „Danach wurde zwar für öffentliche Großgebäude eine Vorschrift zum regelmäßigen Statikcheck eingeführt“, sagt Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Ingenieurkammer Niedersachsen: „Für nicht öffentliche Gebäude gibt es aber nur Empfehlungen, keine Vorschrift.“ Der Vorfall mit der Messehalle zeige aber, wie wichtig regelmäßige Kontrollen seien. „Offenbar nimmt die Messe AG ihre Pflichten ernst – das ist gut.“ Nach Auskunft von Sprecher von Saß lässt die Messe ihre Hallen alle fünf bis sechs Jahre überprüfen. Allein in den vergangenen vier Jahren habe die Messe AG in ihre Hallen 50 Millionen Euro investiert.
In der Halle 9 hatte das CeBIT-Lab seinen Platz finden sollen. Fraunhofer-Institute, Bundesforschungsministerium und IT-Institute sowie 45 weitere Groß- und 350 Kleinaussteller wollten Themen rund um künstliche Intelligenz und neue Hightech-Konzepte präsentieren. Nach Angaben von Sprecher von Saß ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Halle 26 als Ausweichort zur Verfügung zu stellen. Donnerstagnachmittag sei die Entscheidung gefallen, Freitagmorgen startete um 7 Uhr der Aufbau. Die CeBIT selbst beginnt am 6. März.
Conrad von Meding und Stefan Winter