Sie lagen sich in den Armen, tanzten und feierten, als hätten sie einen großen Titel gewonnen. Dabei hatten die Spieler und Verantwortlichen des Hamburger SV gestern Nachmittag nur eben den erstmaligen Absturz in die Fußball-Zweitklassigkeit verhindert. Nach dem dramatischen 1:1 im Relegations-Rückspiel beim Zweitliga-Dritten SpVgg Greuther Fürth und dem torlosen Remis im Hinspiel bleiben die Hanseaten auch im 52. Bundesliga-Jahr erstklassig.
Der monatelange Existenzkampf in der schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte hatte jedoch seine Spuren hinterlassen. „Wir haben das Glück aufgebraucht. Davon können wir in der nächsten Saison nichts mehr benutzen“, sagte HSV-Trainer Mirko Slomka, nachdem der erste Rausch vorbeigezogen war. Er spüre „ganz, ganz viel“ Demut. „Das war meine härteste Zeit als Trainer“.
Abwehrchef Heiko Westermann fühlte nur noch Leere. „Ich bin ganz weit weg, auf einem anderen Planeten. Wir haben riesiges Glück gehabt“, sagte er und dankte den Fans. 2000 von ihnen, darunter Bürgermeister Olaf Scholz, waren nach Fürth mitgereist, 20 000 Anhänger fieberten in der heimischen Arena mit. „Die Fans haben es verdient, dass wir drinbleiben“, meinte Westermann.
Viel Freude bereiteten die HSV-Profis ihren Anhängern aber auch gestern wieder nicht. Nach der Nullnummer in der ersten Partie drei Tage zuvor blieb der HSV nur aufgrund des Auswärtstorregel in der 1. Liga. Damit sind die Hamburger weiterhin der einzige Klub, der seit der Einführung der Bundesliga 1963 ununterbrochen erstklassig ist.
Pierre-Michel Lasogga brachte die Hanseaten in der 14. Minute mit 1:0 in Führung. Er hätte der strahlende Held des Fußballnachmittags werden können, doch nach dem Abpfiff vergaß der Torjäger jeglichen Sportsgeist und provozierte mit seinem Jubel die traurigen Fürther. Zweiter Garant für Hamburger Glücksgefühle war Torwart Jaroslav Drobny, der wie schon im Hinspiel René Adler vertrat und mit etlichen Paraden dafür sorgte, dass der HSV nicht doch noch in die Zweitklassigkeit stürzte.
Nur Stephan Fürstner (59.) konnte Drobny überwinden – doch der eine Treffer reichte Fürth nicht zum direkten Wiederaufstieg. „Das tut unheimlich weh. Für die Mannschaft tut es mir leid. Sie hat sich nicht belohnt. Wir haben eine tolle Saison gespielt“, sagte Trainer Frank Kramer. Die HSV-Spieler waren in der Schlussphase der Partie fast stehend k. o., doch Kramers Mannschaft wollte der entscheidende zweite Treffer nicht mehr gelingen.
SpVgg Greuther Fürth: Hesl – Brosinski (88. Mudrinski), Mavraj, Röcker, Baba – Fürstner, Sparv (78. Sukalo) – Weilandt, Stieber – Djurdjic (72. Füllkrug), Azemi.
Hamburger SV: Drobny – Diekmeier, Djourou (31. Mancienne), Westermann, Jiracek – Badelj, Arslan (64. Rincón) –
Calhanoglu, van der Vaart (75. Tesche), Jansen – Lasogga.
dpa