Der Kapitän sitzt entspannt auf dem Sofa im Hotel „Titanic Deluxe“. Im rotem Polohemd mit Clublogo, auf dem Kopf ein schwarzes Cap. Lars Stindl plaudert locker, scherzt. Von Anspannung keine Spur. Auch auf dem Platz, ob nun beim Testspiel in Antalya gegen Basaksehir Istanbul oder bei der täglichen Trainingsarbeit in Belek, ist von Verkrampfung nichts zu spüren. Es scheint, als sei Stindl die Lockerheit in Person.
Davon, dass er in diesen Tagen Schlagzeilen macht – besser sein möglicher Transfer im Sommer – merkt man ihm nichts an. Ein Sportmagazin hat gerade erst über ihn geschrieben, er sei die „derzeit wichtigste Personalie der Bundesliga“. Eine Auszeichnung im Land des Weltmeisters. Stindl schmunzelt. „Ich versuche, das alles von mir fernzuhalten“, sagt der 26-Jährige, „ich bin hier, um das Spiel zu spielen.“
Dennoch, Borussia Mönchengladbach und der FC Schalke 04 haben durch ihre Sportlichen Leiter Max Eberl und Horst Heldt öffentlich deutliches Interesse am Kapitän der „Roten“ bekundet. Der VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und gerüchteweise auch Borussia Dortmund sollen sich ebenfalls Gedanken über eine Verpflichtung Stindls machen. Das kann nicht spurlos an einem vorübergehen. „Natürlich kriege ich das mit“, sagt er. „Aber ich habe hier noch ein paar harte Tage vor mir mit der Mannschaft – das ist das, worauf ich mich konzentriere.“
Er mache sich auch keine Gedanken, dass ihn das Ganze noch mehrere Monate begleiten und irgendwann doch mürbe machen könne. „Ich hoffe, das ist nicht der Fall“, sagt er, „ich habe da schon mein eigenes Umfeld, meine Familie, die mir Stärke gibt.“
Stindl hat es in der Hand, das Thema schnell zu beenden. Er müsste nur eine Entscheidung treffen. Entweder pro 96 – oder für einen anderen Club. Das wird er aber nicht tun. „Die Faktenlage ist, dass ich noch eineinhalb Jahre Vertrag bei 96 habe“, sagt er. „Wie es am Ende weitergeht, darüber mache ich mir jetzt und heute keine Gedanken.“
Der 26-Jährige wäre bei seinem sportlichen Kurswert und einer fixen Ablösesumme von 3 Millionen Euro allerdings auch schlecht beraten, wenn er sich vorschnell binden würde. Er kann alles auf sich zukommen lassen. „Mich drängt keiner“, sagt er. „Also lassen wir es dabei.“ Soll heißen, er möchte nicht mehr über das Thema sprechen. Stattdessen viel lieber über die „Roten“. „Wir haben noch einiges vor mit der Mannschaft“, sagt er. Die Frage nach der Zielsetzung mit dem Club beantwortet er weitaus eindeutiger als die nach der eigenen: Der internationale Fußball, dort will er unbedingt hin. Das Team sei in seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende. Man bewege sich auf einem Niveau mit vielen anderen Anwärtern auf die europäischen Plätze. „Diese Chance sollten wir nutzen. Es lohnt sich, solche Abende und Momente erleben zu dürfen.“