Hannover 96 ist wieder auf Trainersuche. Das ist eine Zustandsbeschreibung und gleichzeitig einer der Gründe, warum der Weg des Clubs – das Ausbleiben eines Fußballwunders der Größe XXXL vorausgesetzt – in die 2. Liga führt. Drei Trainer in etwas mehr als einem Jahr, der vierte folgt im Juli: Wer wie 96 zu oft auf der Suche ist, kann auf Dauer keinen Erfolg haben.
Von der nächsten Trainerentscheidung wird maßgeblich abhängen, wie die sportliche Zukunft der „Roten“ aussehen wird: Geht es schnell wieder nach oben? Wird der Verein Dauergast in der 2. Liga, oder geht es sogar noch weiter runter? Gerade weil die Verantwortung enorm groß ist, sollten sich die Verantwortlichen die Zeit nehmen, alle Namen und Möglichkeiten abzuklopfen. Dass es keine Garantie gibt, den „Mister Right“ im Fußball zu finden, zeigt das Beispiel von Thomas Schaaf.
96 hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, im Nachhinein war sogar die Verpflichtung von Schaaf einer. Wenn das so ist, war es ein unvermeidbarer Fehler. Alle – Fans, Spieler, Medien – haben 96 im Dezember zur Wahl von Schaaf gratuliert und Martin Kind und Martin Bader dafür auf die Schulter geklopft. Schaaf war der Trainer, dem alle zugetraut haben, die Rettung zu schaffen. Dass es nicht geklappt hat mit ihm und 96 ist deshalb besonders tragisch, einen Vorwurf kann man Bader und Kind in dieser Hinsicht nicht machen. Schaaf war der logische 96-Trainer und wäre möglicherweise mit anderen Spielern auch der richtige.
Schaafs Scheitern zeigt: Trainersuche ist auch Glückssache. 96 braucht jetzt wieder Glück, wie es Kind 2001 mit Ralf Rangnick, der damals noch keine große Nummer war, hatte. Interessante Kandidaten gibt es: Der Karlsruher Markus Kauczinski ist einer, weil er die 2. Liga kennt und dort unaufgeregt erstklassige Arbeit abgeliefert hat. Holger Stanislawski ist ein Typ, der begeistern kann. Markus Gisdol hat viel vom jungen Rangnick, und auch Mirko Slomka wäre noch einmal einer, wenn er aus seiner Zeit bei den „Roten“ und in Hamburg etwas gelernt hat.
Wer immer es wird, steht vor einer reizvollen Herausforderung. Und wird mehr können müssen, als eine Mannschaft zu trainieren: Der neue Trainer muss 96 wachküssen.