Sie sind nicht einfach zu finden. Versteckt im grünen Dickicht hinter dem Südwestufer des Maschsees, direkt an der Leine, steigen die Sportler vorm Bootshaus des RSV Hannover in ihre Kanus und trainieren noch ein letztes Mal gemeinsam, bevor es nach Polen geht.
In Breslau finden gerade die World Games statt, ein großer internationaler Wettkampf für nicht-olympische Sportarten. Rund 3500 Athleten aus mehr als 100 Nationen nehmen teil. Aus Hannover sind lediglich zwei dabei: Svenja Schaeper (22) und Fiete Junge (25). Sie treten jeweils für Deutschland im Kanu-Polo-Wettbewerb an. Beide deutschen Teams sind Titelverteidiger und gehen als Mitfavoriten an den Start.
„Die World Games sind schon etwas ganz Besonderes für uns, mehr als eine WM“, sind sich beide einig, „für uns ist das so wichtig, weil wir unsere Sportart gut präsentieren können. Das ist die größte Bühne, die wir haben können.“ Junge und Schaeper sind „ein bisschen stolz“, dass sie in Breslau Deutschland vertreten – und Hannover. Seit Dienstag sind die Studenten da. „Wir sind gut angekommen“, berichtet Schaeper. Freitag gehen die Kanu-Polo-Turniere los.
Die deutschen Männer treffen in der Gruppenphase auf Spanien, Frankreich, Italien, Neuseeland, Polen und Taiwan. Das Mindestziel ist das Halbfinale, „aber wir wollen schon eine Medaille“, sagt Junge, der mit Deutschland schon Europameister geworden ist. Top-Favorit ist Weltmeister Italien.
Die Frauen haben es mit Kanada, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Polen sowie Top-Favorit und Weltmeister Neuseeland zu tun. Auch Schaeper schielt mit Europameister Deutschland auf eine Medaille. Vor vier Jahren in Kolumbien bei den letzten World Games gab es jeweils Gold für die deutschen Teams. Da waren Schaeper und Junge noch nicht dabei. Beide kennen sich aber seit Ewigkeiten. Schaeper, die aktuell für die KG List spielt, ist beim RSV Hannover „groß geworden“, zusammen mit Junge, der immer noch dort aktiv ist.
So ruhig wie an der beschaulichen Leine geht es nicht immer zu. „Ich fahre gerne Wildwasser“, sagt Schaeper, „aber davon gibt es in Norddeutschland nicht so viel.“ Deshalb düst die 22-Jährige häufig in den Süden. Gerne auch mal etwas weiter in den Süden. Nach Uganda in Afrika zum Beispiel. Der Weiße Nil ist ein Traumrevier für Paddler aus aller Welt. „Das war eine sehr spannende Erfahrung“, erinnert sich Schaeper an die drei Wochen im März. Die wilden Fluten des Weißen Nils hat sie bezwungen, da dürften die Gegner im seichten Freibad von Breslau kein Problem sein.
Von Simon Lange