Während Nico Rosberg im Mercedes bei der wilden Hatz durch die Häuserschluchten als Siebter weit vom Podest entfernt war, und Teamkollege Michael Schumacher nach einer 20-Sekunden-Strafe nur auf Platz 12 landete, machte Webber gestern in Monte Carlo seinen zweiten Sieg binnen einer Woche perfekt. Vettel musste sich beim Großen Preis von Monaco indes wieder seinem Stallrivalen geschlagen geben und liegt im WM-Klassement nun punktgleich mit dem Australier auf Platz 2.
Für Furore sorgte auch Fernando Alonso. Der aus der Boxengasse als Letzter gestartete Spanier „schluckte“ einen Widersacher nach dem anderen, wobei er bei seiner brillanten Aufholjagd auch von der glänzenden Ferrari-Strategie profitierte. Alonso belegte einen beeindruckenden 6. Platz, nachdem ihn Schumacher nach der letzten Safety-Car-Phase noch überrumpelt hatte. Der Pole Robert Kubica kam im Renault auf Rang 3 und feierte damit seinen zweiten Podestplatz in Folge.
Altmeister Schumacher ließ in der letzten Sekunde des Rennens seine alte Klasse aufblitzen, als er Alonso direkt nach der erneuten Freigabe wenige Meter vor der Ziellinie den 6. Platz vermeintlich noch raubte. Allerdings stieß diese Szene auf den Unmut der Rennleitung. Der Rekordweltmeister bekam von den Rennkommissaren 20 Sekunden aufgebrummt und rutschte damit vom 6. auf den 12. Platz zurück. Schumachers Rennstall MercedesGP will gegen die Strafe Protest einlegen. Mit dem Fall muss sich nun das sogenannte Court of Appeal, das Berufungsgericht der FIA, beschäftigen.
Webber ließ sich weder von den vier Safety-Car-Phasen noch von Vettel aus dem Rhythmus bringen. Mit fast stoischer Ruhe fuhr der 33-Jährige auf dem engen, nur 3,340 Kilometer langen Stadtkurs einen überlegenen Start-Ziel-Sieg heraus. Der Red-Bull-Pilot benötigte für die 78 Runden 1:50:13,355 Stunden. Vettel wies nach insgesamt 260,520 Kilometern voller Spannung 0,448 Sekunden Rückstand auf. Adrian Sutil (Gräfelfing) zeigte im Force India als Achter eine gute Vorstellung.
Nach sechs Rennen führt Webber die WM mit 78 Zählern vor dem punktgleichen Vettel an. Alonso (73) ist Gesamtdritter vor Jenson Button (70). Der Titelverteidiger rollte schon nach drei Runden wegen eines Motorschadens an seinem McLaren-Mercedes aus. Eine defekte Ölleitung hatte zur Überhitzung des Triebwerks geführt. Durch seinen ersten Saisonausfall verlor Button die Spitze in der Fahrer-WM. Beim Start blieb das befürchtete Chaos noch aus. Webber nutzt wie schon zuletzt bei seinem Sieg in Spanien die Poleposition, um sich einen beruhigenden Vorsprung zu verschaffen. Vettel düpierte allerdings mit einer beherzten Attacke Kubica und preschte sofort auf Platz 2 vor. Kurz danach ereignete sich indes der erste Unfall: Nico Hülkenberg prallte in der 1. Runde im Tunnel in die Leitplanken und schlitterte mit seinem Williams an der Mauer entlang ins Freie.
Nach der zweiten Safety-Car-Phase in der 33. Runde war Webbers Vorteil jedoch wieder weg: Rubens Barrichello drehte sich in seinem Williams wegen einer gebrochenen Radaufhängung beim Casino und blieb mitten auf der Strecke stehen. Das Red-Bull-Duo konnte sich jedoch sofort wieder absetzen, wobei Vettel erneut Webbers Tempo nicht halten konnte.
Neutralisation Nummer 3 folgte dann zehn Umläufe später: In einer Kurve hatte sich ein Kanaldeckeldeckel gelockert. Damit war Webbers Vorsprung wieder weggeschmolzen. Aber wieder meisterte der Spitzenreiter die zusätzliche Herausforderung problemlos.
Timo Glock schied als zweiter Deutscher aus: Wegen einer gebrochenen Aufhängung musste der Wersauer seinen Virgin in der 25. Runde abstellen.
dpa