Die niedersächsische Landesregierung will der massiven Häufung von Blutkrebsfällen rund um das marode Atommülllager Asse so rasch wie möglich auf den Grund gehen. Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) dringe auf eine „zügige, transparente Aufklärung“ mit Hilfe des betroffenen Landkreises Wolfenbüttel, sagte ihr Sprecher Thomas Spieker am Freitag in Hannover. Aus der Staatskanzlei hieß es, auch Ministerpräsident David McAllister (CDU) wolle dazu beitragen, die Ursachen für die überdurchschnittlich hohe Zahl an Leukämie-Erkrankungen „in bestmöglicher Weise“ zu ermitteln.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass sich die Zahl der Leukämiefälle in der Umgebung der Asse signifikant erhöht hat. Zwischen 2002 und 2009 wurden nach vom Landkreis Wolfenbüttel bestätigten Angaben in der Samtgemeinde Asse 18 Fälle von Blutkrebs festgestellt. Dies sei eine Verdoppelung gegenüber dem zu erwartetenden Wert. Bei Frauen zeigte sich zudem eine Verdreifachung der Erkrankungsrate mit Schilddrüsenkrebs.
Nach Einschätzung der Strahlenmedizinerin Elke Bruns-Philipps aus dem Landesgesundheitsamt gibt es für den Blutkrebs-Anstieg in der Samtgemeinde Asse zwischen 2002 und 2009 bislang keine schlüssige Erklärung. „Wir wissen um die Häufigkeit, können aber noch keine weitergehenden Analysen zu einzelnen Patienten machen.“ Die Daten lägen in anonymisierter Form vor, Nachfragen bei Ärzten sollen nun die Untersuchung möglicher Zusammenhänge mit der Strahlenbelastung ermöglichen. Aus dem Umweltministerium hieß es, die routinemäßigen Prüfungen in der Asse-Region hätten hierzu keine Hinweise ergeben.
Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will sich an der Ursachenforschung beteiligen. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen nach Einschätzung des BfS keine Gefahren von der Asse aus. Das zeigten Überwachungsmessungen über und unter Tage, heißt es in einer Stellungnahme des Bundesamtes vom Freitag. Umfangreiche Boden- und Ackerfrüchteproben aus der Umgebung der Asse hätten zudem ergeben, dass keine Kontaminationen durch radiaoktive Stoffe aus der Asse zu befürchten seien. Das BfS ist seit 2009 für das Atommülllager bei Wolfenbüttel zuständig.
dpa/dapd